Kuala Lumpur | viel Regen und Riez
Kuala Lumpur | viel Regen und Riez
Eine Stadt zwischen gestern und heute. Zwischen Luxus und Lack-Ab. Aber trotzdem mit Charme und schönen Plätzen. Und einer Skyline vom Feinsten!
Kuala Lumpur. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name: Schlammige Flussmündung. So schlammig war die Stadt gar nicht. Dafür aber ziemlich nass. Ganz schön viel Regen ist in den vier Tagen runtergekommen, in denen wir hier waren. Das hat unsere Aktivitäten natürlich ein wenig eingeschränkt.

Mein Spiel- und Sportplatz für die Zeit in KL. Ob morgens oder abends. Wie kann man das auch nicht nutzen wollen? Und immer dabei der Gedanke: Mann, geht’s uns gut!
Bei der Unterkunft haben wir diesmal mehr als richtig gewählt: 19. Stock. Und Blick auf die Wahrzeichen der Stadt. Ein Stockwerk höher Dachterasse und großer Pool. Reiseherz, was willst du mehr?
Der ein oder andere von euch mag sich vielleicht fragen: Wie? Schon wieder Stadt? Grad eben sind sie doch erst aus Singapur raus und hatten auf ihre wehenden Fahnen stehen, dass sie keine Lust mehr auf Stadt haben. Nun ja, recht hat der aufmerksame Leser hier. Das kann ich nicht verneinen. Der Aufenthalt in KL – so nennen die Malaysier die Stadt, deswegen machen wir das auch – war noch Überrest unser spärlichen Planung von zuhause aus. Es war einfach zu schön, sich mit airbnb und anderen Seiten schon mal ein bisschen wegzuträumen.
Shoppen ohne System

Gar nicht so einfach, mit zwei verschiedenen Klo-Systemen. Sitzen oder hocken? Spülen oder Nicht? Wischen oder Waschen? Da braucht’s schon ein paar Regeln zum friedlichen zusammenleben.
Deswegen also KL. War jetzt eben so. Und wir haben das Beste draus gemacht. Jedenfalls das Beste, was das Wetter uns erlaubt hat. Für unseren Geschmack haben wir ein bisschen zu viel Zeit drinnen verbracht. Vor allem zu viel Zeit in Shopping-Malls. Aber bei strömendem Regen macht alles andere auch nicht wirklich Sinn. Geschweige denn Spaß.
Mich hat auf dem örtlichen Central Market eine erste Asien-Shopping-Attacke gepackt und ich habe ordentlich zugelangt. Bei den Preisen und den schönen Sachen aber auch selbst für ein halbes Mädchen-Mädchen wie mich sehr schwer zu widerstehen. Und Arvid gefällt meine Beute. Also alles gut.
In dieser Stadt kann man sich auf jeden Fall viel einfacher verlieren und verlaufen als noch in Singapur. Weder die Straßen noch der Nahverkehr scheinen irgendeiner Art von System zu folgen. Aber wir haben immer nach Hause gefunden.
Ein Must-See in KL sind die etwas nördlich der Stadt gelegenen Batu Caves. Das Bild von den langen Treppen mit der riesigen, goldenen Statue daneben hat der ein oder andere von euch vielleicht schon mal gesehen. War auch wirklich toll, die Sache mal in echt zu sehen. Und auch genau so beeindruckend, wie man es erwartet. Das Innere der Höhle war dann leider nicht mehr ganz so sehenswert. Aber vielleicht haben wir die Bedeutung dieses für Hinduisten so wichtigen Ortes auch einfach nur nicht ganz verstanden.
Zum Glück sind wir früh los, denn auch an diesem Tag kam ab Mittag wieder der Regen. Das gute an dem Wetter war, dass die Wolken mit der Skyline so schön und abwechslunsgreich gespielt haben, dass man sich daran nicht satt sehen konnte.
- Direkt über der Mall stehen die Petronas Towers. Rauf wollten wir gar nicht. Aber von unten und draußen hätten wir sie uns schon gerne ausführlicher angeschaut. Ging aber leider nicht. Zuviel Regen.
- Eine der Haupteinkaufsstraßen in KL, zwischen China Town und Central Market. Noch ist es schön ruhig und leer. Vormittags kann man mehr sehen und besser feilschen, abends ist hier die Hölle los.
- Alltäglicher Anblick, und für uns trotzdem noch ungewohnt. Diese Heerscharen von Klimaanlagen wollen schließlich auch Luft und Liebe zum Leben. Also Bitteschön!
- Wer dieses Bild sieht, war quasi in KL. Luxustürme mit Pool neben Bretterbuden. Kirche neben Bauruine neben neuer Baustelle, auf der gerade die neue Mega-Fantasie eines westlichen Gehirns zusammengesetzt wird.
- Die wissen schon, wo es viele Touristen und damit schön viel zu klauen gibt. Ich stelle mal die freche Behauptung auf, dass die gewitzter sind als mancher Mensch.
- Wer nach oben will, der muss schwitzen. War auf jeden Fall lustig zu sehen und zu hören, dass die Stufen für den ein oder anderen quasi Extremsport bedeutet haben.
- Aber fast bin ich da. Oben sieht man schon den Eingang der Höhle. Batman, ich komme!
- Ich würde euch gerne erklären, was ihr auf diesem Bild seht, aber es war so viel Information in der Höhle. Die passende zum Foto ist leider nicht hängen geblieben. Also: selber hinfahren und nachlesen!
- Am Ende der Höhle führt eine steinige Treppe – ins Nirgendwo. Viel gab es da oben nicht zu sehen. Aber hoch gehen trotzdem alle. Man könnte ja was verpassen =)
- Nur wenige Minuten entfernt von der großen Treppe mit ihrem goldenen Bewacher kann man für 15.000 Rupiah diese schöne, kühle und deutliche leerere Höhle besichtigen. Hier wird die Geschichte von Rama mit vielen Figuren, Licht und Tafeln erzählt.
- Und das erwartet einen, wenn man sich die Stufen hochgekämpft hat. Stellt euch dazu jetzt noch einen energischen Dieselgenerator und den Duft von Räucherstäbchen vor und ihr seid mit dabei.
- Noch können wir die ganzen Farben, Figuren und Statuen nur bewundern. Vielleicht finden wir bald noch raus, was sie bedeuten und wofür sie stehen.
- Hinter der großen Haupthöhle führen ein paar Stufen hinaus zu einer nach oben offenen Höhle. Hier steht natürlich auch ein Tempel, aber es ist deutlich ruhiger als im Hauptbereich.
- Eines der raren Fotos von uns beiden zusammen. Ist schon hart, so ein Leben ohne Selfie-Stick. Aber so ist es was besonderes und Riez hatte einen großen Spaß, mit Arvids Kamera zu spielen.
- Riez ist mit uns außer- und oberhalb der Stadt gefahren. Der Blick von hier oben ist schon der Hammer!
- Macht schon vom Zuschauen Spaß, oder? Aber immer noch ungewohnt, wenn die Mädels mit langer Kleidung im Wasser planschen.
- Sobald Arvid seine Kamera ausgepackt hatte, haben die Jungs (und Mädels) erst richtig los gelegt.
- Yeah, noch ein Foto von uns. Hier in der Gegend gab es auf jeden Fall mehr von dem Malaysia unserer Erwartungen/Vorstellungen/Wünsche zu sehen!
- Schön ist sie schon, unsere erste Mosche. Heißen tut sie Putra Mosque. Sie ist sehr neu (keine 20 Jahre) und fast 15.000 Gläubige. Das Minarett ist über 100 Meter hoch.
- Unten beten die Männer, oben die Frauen. Der Grund für die Trennung: beim Beten streckt man kniend seinen Pops in die Luft. Das kann natürlich ablenken, wenn man durcheinander sitzt.
- Ich mach es ja gerne, mich anzupassen und Respekt zeigen. Aber warum müssen die so einen schweren Stoff benutzen? Ist das die Strafe für mich ungläubige Reisende?
- Es ist einfach immer noch ungewohnt für uns. Diese Kultur hier. Zwischen Verhaltensregeln und Frauen, die selbst komplett verhüllt joggen gehen.
- Jaja, in die Ferne gucken kann sie. Ob da wohl schon Bali Bilder in meinem Kopf rumschwimmen?
- Zum Glück ist Arvid schnell bei der Hand, wenn solche Bilder an uns vorbei fahren.
- Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel und schnell und ausführlich diese kleine, alte Muslimin geredet hat. Wir haben versucht, zuzuhören und brave Schüler zu sein. Merken konnten wir uns trotzdem nicht alles. Aber dafür gab es dann zwei Islam-Flyer. Da können wir nochmal nachlesen.
- Nicht nur in der Moschee sondern auch davor hat die Sonne uns an diesem Abend wunderschönes Licht geschenkt. Für den Fotografen ein Traum!
- Arvid hat sich ob der breiten, langen Prachtstraßen an soziale Zeiten zurückerinnert gefühlt.
- Schön, dass wir Riez auch was neues zeigen konnten. Diese Bar mit diesem Blick kannte er noch nicht. Und wir haben alle drei „Wow!“ gesagt!
- Schön seht ihr aus, wie ihr da hell erleuchtet unsere Tischlampe ersetzt.
KL aus einheimischer Sicht

Vielen Dank Riez, für diesen wunder-vollen Tag! Leckeres Essen, tolle Natur, freundliche Menschen und Kultur. Vieles davon hätten wir ohne ihn nicht gesehen!
Highlight des Aufenthaltes war dann ganz klar der Tag mit Riez. Den hatte Arvid beim Wäsche waschen im Homestay auf Penang kennengelernt. Und er und sein Auto haben sich einen ganzen Tag Zeit genommen, um uns herumzuführen. Wahnsinn! Und wir dürften nichts bezahlen. Das wäre glaub ich eine Art Kränkung gewesen.
Der Tag war so voll, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Na, vielleicht am Anfang. Erste Station war das wohl beste indische Curry der Stadt. Frisches Roti-Brot und wir als einzige Langnasen. Riez war ein bisschen stolz, uns seinen Freunden vorführen zu können. Bisschen seltsam für uns, aber alle waren so nett.
Nach dem fantastischen Essen ging es aus der Stadt raus. Genauer gesagt auf die Hügel um die Stadt. Dort gab es nicht nur einen tollen Blick über die Stadt, sondern auch Freunde von Riez, die an Ständen die leckersten Sachen verkaufen. Wir wurden empfangen und beachtet wie zwei Helden. Auch wieder etwas unangenehm, irgendwie.

Einer der Stände, von Riez’s Freunden: hier gab es frittiertes. Fischbällchen, Krabbenchips, Süßkartoffel-Pommes und für die dommi: frittierte Bananen! Yummy!
Und wir haben das erste Mal einen kulturtechnischen Faux-Pas gemacht. Einer der Verkäufer hatte zwei Töchter. Es wurden Hände geschüttelt und wie selbstverständlich wollte ich ihm und Arvid den beiden Mädchen die Hand geben. Macht man hier aber nicht. So zwischengeschlechtlich. Die Mädchen haben die Hand ignoriert und der Mann hat zum Glück gelacht und gesagt, ich kann es ja nicht besser wissen.
Wie die Mädchen mich begrüßt und verabschiedet haben war allerdings auch etwas besonders. So ehrfürchtig. Nicht nur beide Hände um meine gelegt, sondern auch noch mit der Stirn berührt. Ich weiß nicht, ob das hier so üblich ist oder ein Zeichen von Freude oder Respekt, dass wir diesen langen Weg auf uns genommen haben. Hier laufen nämlich keine Touristen mehr herum. Auf jeden Fall eine Erfahrung.
Air Terjun, Kunststadt und Helikopterlandeplatz
Nächste Station war ein versteckter Wasserfall, mitten im Urwald. Über steile Steinplatten stürzt das Wasser meterweit nach unten. Über mehrere Stufen verteilt, mal flach mal fast senkrecht. Zwischendrin sammelt sich das Nass in kleinen Becken. Und offensichtlich ist eine der Lieblingsbeschäftigungen der örtlichen Jugend, die Steine und Becken als Wasserrutschen zu nutzen. War ein großer Spaß, ihnen dabei zuzusehen. Und als Arvid seine Kamera ausgepackt hat, haben sie natürlich erst richtig losgelegt.
Das war immer noch nicht alles: letzte von Riez angesteuerte Station war Putrajaya. Dies ist eine künstlich angelegte Stadt, in der die Regierung von Malaysia seit einigen Jahren ihren Sitz hat. Sehr artifiziell, das ganze Areal. Aber auch eine besondere Atmosphäre.

Nicht nur ich, sondern auch Arvid musste sich so ein Gewand überziehen. Aber er durfte die Kapuze unten lassen. Haben wir gerne gemacht, wenn die Dinger nur nicht so schwer und warm gewesen wären…
Hier haben wir auch unsere erste Moschee betreten. Wie es sich gehört ordentlich verhüllt. Drinnen war dank Sonnenuntergang eine einzigartige Stimmung. Dazu hat uns eine kleine, alte und sehr eifrige Frau sehr viel über das Gebäude und den Islam erzählt. Wir haben definitiv viel gelernt.
Ich kann nicht mehr zählen, wie oft an diesem Tag ich Wow! gesagt habe und zum Glück haben wir es geschafft, am Ende des Tages unserem tollen Führer Riez auch noch genau dieses Wort zu entlocken. Denn die letzte Station des Tages haben wir ausgesucht. Einen Ort namens Heli Lounge Bar. Und es ist genau das, wonach es klingt. Eine Bar auf einem ehemaligen Hubschrauberlandeplatz. Wie toll der 360° Blick von oben war, kann ich nicht beschreiben. Man hat auf jeden Fall gemerkt, dass es auch Riez nicht kalt gelassen hat. Hier war er noch nie gewesen, obwohl er seit bald 20 Jahren in der Stadt lebt. Konnten wir also wenigstens ein klein bisschen von dem zurückgeben, was er uns den ganzen Tag beschert hat.
Nächste Station: Insel der Götter!
Auch wenn wir die Zeit in KL versucht haben zu nutzen – immer wieder haben wir uns dabei erwischt, dass wir uns schon an unsere nächste Destination träumen. Bali. Fällt auch schwer, bei diesem Zauberwort nicht gleich an das Paradies zu denken. Ob es diese Erwartungen erfüllen kann werden wir in den nächsten Wochen herausfinden.

Kleine dommi – große Treppe – noch größere Statue. Leider waren der Eingang viel sehenswerter als das Innere der Höhle. Draußen Ruhe, Affen und dieser Blick. Drinnen: Generatorlärm, Souvenirstände und Baugerüste.
Ganz am Anfang unserer Planung waren wir uns nicht mal sicher, ob wir diese unserer Ansicht nach überfüllte und ausgelaugte Insel überhaupt ansteuern sollen. Aber je mehr wir mit Leuten geredet und über Indonesien gelesen haben, desto größer wurde die Neugier. Mit jedem weiteren Wort und jeder neuen Info fühlten wir uns mehr zur Insel hingezogen. Und als wir nun, nach nur zwei Wochen auf Reisen schon gemerkt haben, dass wir nicht ständig umziehen wollen, kam die Idee dann doch auf, schon jetzt einen längeren Stop dort einzulegen. Die Insel bietet eben einfach alles: Strände, Vulkane, Reisterrassen, Urwald, Kunst, Kultur und tolles Essen.
Ihr seht, wir werden langsam besser darin auf uns selber und nicht auf den Man-Müsste-Mann zu hören. Wie lange wir nun auf Bali bleiben, wo es danach hingeht und was der Tag morgen bringt, wird sich zeigen.
Bis bald auf Bali!