#TUM4MIND – ein Resümee

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#TUM4MIND – ein Resümee

Die Aktionstage Mental Health liegen hinter uns. Vom 5. bis 9. November fanden unter dem Namen #TUM4MIND Aktionen rund um das Thema psychische Gesundheit an der TUM statt. Wie es dazu kam, wie es war und wie es weitergeht.


Wie entstand die Idee zu #TUM4MIND?

Ausgangspunkt der Projektwoche war eine von der TUM: Junge Akademie veranstaltete Podiumsdiskussion im Mai 2018. Das Thema: Stress und Depression im Studium. Die rege Teilnahme sowie die entstandene Diskussion über psychische Gesundheit hat aufgezeigt, wie wichtig das Thema auch – oder gerade – an der Technischen Universität München (TUM) ist.

Auftritt: Marcel Bischofberger und Dominique de Marné. Im Mai war der Eine vorne auf dem Podium, die Andere hinten im Publikum. Bei einem Feedback-Telefonat zur Veranstaltung haben die beiden festgestellt, wie sehr Ihnen das Thema am Herzen liegt. Und vor allem, etwas am Umgang mit psychischer Gesundheit zu verändern. Es dauerte nicht lange und die Idee zu einer Aktionswoche war geboren.

Die beiden – inzwischen – ehemalige Studierende trugen Ihre Idee an Peter Finger von der TUM: Junge Akademie heran. Ohne Zögern sicherte dieser seine Unterstützung zu – und ließ seinen Worten in den nächsten Monaten Taten folgen. Die Fakultät für Medizin konnte als Partner sowie ihr Dekan Prof. Dr. Peter Henningsen als Schirmherr gewonnen werden. Ein Zeitraum war bald festgelegt, Ideen gab es genug und bald stieß Lasse Münstermann als Externer sowie Béatrice Zahn von der TU mit zum Organisationsteam.

Was ist das Ziel von #TUM4MIND?

Das Ziel der Initiatoren ist es, eine Awareness für das Thema Mental Health zu schaffen. Mit all seinen Facetten. Die Besucher für Stress, Depressionen, Angst- und Suchterkrankungen sowie psychische Probleme im Generellen zu sensibilisieren. Es geht darum, aufzuklären, zu informieren, Mut zu machen, Hoffnung zu geben und Gespräche anzuregen. Dabei richtet sich die Aktionswoche neben Studierenden und Mitarbeitern der TUM an alle Münchner Bürger*Innen.

Wo kann ich mich als Student hinwenden? Welche Angebote gibt es an der Universität? Und darüber hinaus? Wie fühlt es sich an, psychisch krank zu sein? Wie kann ich einem Angehörigen helfen? Was kann ich tun, um psychisch gesund zu bleiben?

Gleichzeitig war den Veranstaltern wichtig, das Thema nicht schwer und trocken rüberzubringen. Sondern den Besuchern einen leichten Zugang zu ermöglichen. Die verschiedenen Angebote waren sehr niederschwellig und vielfältig.

Wie sah das Programm von #TUM4MIND aus?

 Eröffnung

Am 5. November starteten die Aktionstage mit der Eröffnung zur Ausstellung Mental Health mal anders los. Prof. Dr. med. Pascal Berberat von der Fakultät für Medizin sprach ein paar einleitende und auch persönliche Worte, ebenso wie Peter Finger sowie die beiden Initiatoren und Lasse Münstermann von Traveling | the | Borderline.

 Ausstellung

Anschließend ging es gemeinsam zu einem Rundgang durch die Ausstellung. Bei dieser wurden 14 Instagram-Accounts vorgestellt, die sich mit dem Thema Mental Health beschäftigen. Eine Mischung aus nationalen und internationalen, Einzel- sowie Organisationsaccounts geben einen Einblick, wie kreativ und mutig online teilweise mit dem Thema umgegangen wird. Die Ausstellung fand im Erdgeschoss der TUM in der Arcisstraße statt. Gedruckt auf selbst-haftende Folien, die wiederum auf den Schaukästen verschiedener Fakultäten und TUM-Abteilungen angebracht waren.

 Fragestunde

Am selben Tag abends fand im Lost Weekend Café in der Schellingstraße eine offene Begegnungs- und Fragestunde unter dem Titel Frag was statt. Betroffene mit Depression und Borderline stellen sich den Fragen des Publikums und teilten ihre Erfahrungen.

 Begegnungscafé

Tags darauf fand die Veranstaltung mit der wohl größten „Teilnehmerzahl“ der Woche statt: das Coffee2Talk. In der Immatrikulationshalle der TUM, mit der lebendigste Ort auf dem Gelände, wurde für vier Stunden eine mobile Kaffeebar aufgebaut. An dieser konnten sich die Besucher – gratis – Kaffee holen. Das war aber sozusagen nur das Lockmittel: denn rund um das Café herum lagen jede Menge Informationsmaterial verschiedener Münchner sozialpsychiatrischer Träger und Einrichtungen. Darüber hinaus waren zahlreiche Profis zugegen. Diese hatten ein offenes Ohr für die Anliegen der Studierenden, haben einfach zugehört und Fragen beantwortet – bei einer leckeren Tasse Kaffe (oder Tee. Oder Schokolade.).

 Filme

Dienstag und Donnerstag Abend fanden in Kooperation mit dem tu film unter dem Titel Movies4Mind zwei Vorführungen mit thematisch passenden Filmen statt (Dienstag: Artur & Claire; Donnerstag: Vielleicht lieber morgen), die das Thema nochmal von einer anderen Sichtweise beleuchten und zugänglich machten. Außerdem wurde der eigens für die Aktionstage produzierte Imagefilm von #TUM4MIND gezeigt. Auch hier standen die Organisatoren für Fragen und Austausch bereit und Info-Material lag aus.

 Sprechstunde

Unter dem Stichwort Offen Sprechen konnten in Zusammenarbeit mit dem Studierenden Service Zentrum (SSZ), der Münchner Angstselbsthilfe (MASH) sowie der Ambulanz der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Rechts der Isar am Dienstag und Mittwoch offene Sprechstunden für Studierende angeboten werden.

 Podiumsdiskussion

Am Mittwoch den 7.11. schließlich fand abends eine Podiumsdisukssion mit dem Titel Reden ist Gold statt. Teilnehmer waren neben den beiden Initiatoren Bischofberger und de Marné Lisa von der Aktionsgemeinschaft der Angehörigen psychisch Kranker, ihrer Freunde und Förderer München e. V. (ApK), Dr. med. Casper Roenneberg (MHBA), Oberarzt am Klinikum Rechts der Isar und Klara Schuster von der mobilen Beratung des Studentenwerks München. Moderiert wurde der Abend vom Journalisten Thilo Komma-Pöllath.

 Workshops

Zu Ende ging die Woche mit den Workshops4Mind bei denen sich die Teilnehmer zwischen vier Themen entscheiden konnten. Lern- und Prüfungscoaching, Yoga, NLP und Umgang mit nicht sichtbaren Krankheiten standen zur Auswahl. Dies war das einzige Format, für welches man sich im Vorhinein anmelden musste. Alle anderen Veranstaltungen waren kostenlos, anonym und für alle Müncher*Innen frei zugänglich.

Wie war #TUM4MIND?

Die Kurzfassung: es war großartig. Ein voller Erfolg.

Ein wenig ausführlicher: nicht nur die Teilnehmerzahlen, Feedbacks und Reaktionen der Studierenden, Unterstützer und Helfer waren durchweg positiv. Es wurde sich bedankt, dass endlich mal jemand das Thema anpackt; Wünsche und Anregungen wurden geäußert, was #TUM4MIND noch besser machen würde; auch ob es die Aktionstage nächstes Jahr wieder geben würde, wurden wir diverse Male gefragt; und auch über die Stadtgrenzen Münchens hinaus gab es Zuschriften, Rückmeldungen und Anfragen, ob man bei ähnlichen Projekten in anderen Städten beratend zur Seite stehen könnte.

Alles zusammengefasst haben wir mit den Aktionstagen mehrere tausend Menschen erreicht: alleine die Facebook-Seite, die erst zwei Wochen vor Beginn online ging, verzeichnete über 15.000 Aufrufe. Bei den Abendveranstaltungen waren jeweils knapp 100 Besucher anwesend. Das Café am Dienstag haben insgesamt fast 1000 Menschen besucht. Für eine Premierenveranstaltung sind das beeindruckende Zahlen. Und hinzu kommen die nicht-sichtbaren Erfolge. Dass jemand das Thema wahrgenommen, vielleicht selber aktiv geworden ist durch die Aktionstage. Gerade bei einem solch sensiblen Bereich dürfen wir auf langfristige Veränderungen hoffen.

Wie geht es mit #TUM4MIND weiter?

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt steht noch nicht endgültig fest, wie es mit den Aktionstagen weitergehen soll. Die Initiatoren sind sich sicher, dass dies nicht ihre letzte Veranstaltung gewesen sein wird, sondern dass es sich eher nach dem Anfang von etwas größerem anfühlt. In den nächsten Tagen und Wochen wird nun weiter ausgewertet und reflektiert.

Eine großer Punkt ist das Thema Finanzierung. In diesem Jahr über die TUM: Junge Akademie organisiert und finanziert, gefördert durch die Stadt München, fand alle Arbeit ehrenamtlich und somit unentgeltlich statt. Bei insgesamt knapp 250 Arbeitsstunden kann dies keine dauerhafte Lösung sein, und so wird ein weiterführender Schritt die Suche nach Kooperationspartnern und Unterstützern sein.

„Wir hoffen und wünschen uns, dass wir mit dieser Veranstaltung gezeigt haben, wie viel Wirkung auch mit begrenzten Mitteln möglich ist. Dass der Plan, durch eine kreative Herangehensweise ein so schweres aber auch wichtiges Thema attraktiv und interessant zu machen. Dass Reden hilft. Und Zuhören auch.“ so Marcel Bischofberger.

Schlusswort

Zum Schluss noch ein paar persönliche Worte von mir, Dominique. Ich schreibe dies in der Woche nach den Aktionstagen. Und auch, wenn inzwischen schon ein Wochenende zwischen uns und #TUM4MIND liegt, arbeitet es in mir, Marcel und Lasse weiter. Alle Vorbereitungen, Mühen, Überlegungen und Planer- sowie Plackerei zu solch einem Ergebnis führen zu dürfen, macht bei aller Anstrengung natürlich auch ein wenig stolz – und glücklich.

Wir haben gemerkt, dass wir auf offene Ohren stoßen, ein wichtiges Thema zur richtigen Zeit anpacken und in die Öffentlichkeit bringen. Dass unsere Herangehensweise, unser Konzept – nicht nur bei den Studierenden – ankommt. Nahezu jedes Gespräch im Verlauf von #TUM4MIND hat uns darin bestärkt, diesen Weg weiterzugehen, dran zu bleiben. Wie genau das aussehen wird, wissen wir noch nicht. Ideen gibt es viele, und die werden in den nächsten Wochen und Monaten noch genauer betrachtet. Fest steht aber schon: Traveling | the | Borderline (T t B) wird eine wichtige Rolle bei den zukünftigen Aktivitäten übernehmen.

Ich mache die Arbeit als Mental Health Advocate inzwischen seit über drei Jahren, und in gewisser Weise war #TUM4MIND nicht nur für mich, sondern auch für TtB ein Etappensieg. Nach den Schulprojekten einerseits der nächste, logische Schritt unserer Arbeit, andererseits auch der Anfang einer neuen Phase. T t B wächst, nach innen und nach außen. Hätte man mir vor fünf Jahren erzählt, wo mein Entschluss, etwas am Umgang mit psychischen Problemen in unserer Gesellschaft zu ändern, mich so hinführen würde, hätte ich wohl laut gelacht. Man darf also gespannt sein auf die nächsten drei, fünf, zehn Jahre.

Danke

Die Initiatoren Marcel Bischofberger und Dominique de Marné bedanken sich vor allem bei Peter Finger und Maria Hannecker von der TUM: Junge Akademie für die großartige und ausdauernde Unterstützung. Ebenso gilt unser Dank unserem Mitorganisator Lasse Münstermann, Dr. med. Béatrice Zahn und Jana von Trott für ihre tatkräftige Hilfe. Für die Schirmherrschaft bedanken wir uns bei der Fakultät für Medizin und insbesondere bei Prof. Dr. med. Peter Henningsen, Prof. Dr. med. Pascal Berberat sowie Dr. med. Caspar Roenneberg. Bei Arvid Uhlig bedanken wir uns für die Fotos, bei Luise Eichhorn für die gelungenen Grafikarbeiten.

Der Stadt München danken wir für die finanzielle Förderung, dem Münchner Bündnis gegen Depression für ihre Hilfestellung bei den Vorbereitungen und während der Aktionswoche. Auch danken möchten wir dem tu film und contains coffee für die Zusammenarbeit, der Münchner Angststelbsthilfe (MASH), den Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo), der Arche Suizidprävention, den Angehörigenverbänden LApK und ApK, Vera Hahn vom Aktionsbündnis ZehnZehn, der nightline, dem Studentenwerk und dem Studierenden Service Zentrum (SSZ) sowie Bettina Hafner, Kirsten Bannert, Aaron Zielke, Paula Matcau, Lisa, Klara Schuster und Thilo Komma-Pöllath für Ihr Engagement. Danke auch an alle Besucher, Teilnehmer und Zuhörer.


Du findest, #TUM4MIND klingt gut? Möchtest gerne selber mitmachen, dich engagieren? Du möchtest T | t | B mit uns weiter aufbauen, größer werden lassen? Egal ob Student, Schüler, Rentner oder irgendwo dazwischen; egal ob Betroffener, Neuling, Angehöriger, Therapeut oder Anwalt – es gibt viel zu tun, wir können alle Hände und Köpfe brauchen. Melde dich unter info@mentalhealthcrowd.de . Wir freuen uns auf dich!