Ein Ründli durch die Schweiz

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Ein Ründli durch die Schweiz

An dieser Stelle nach längerer Zeit mal wieder ein Artikel, der eher die TRAVELING-Seite dieses Blogs im Mittelpunkt hat. Aber natürlich geht es trotzdem (auch) um Borderline. Es geht in die Schweiz, wo der beste Lasse der Welt und ich im Herbst 2018 einen Roadtrip gemacht haben. Wie das meinem Kopf gefallen hat, warum dieser Urlaub mich stolz gemacht hat – und warum ich gerne Schweizerin werden möchte, wenn ich groß bin.


Ich bin verliebt! Ja, natürlich auch in meinen Schatz. Aber auch ein wenig oder besser gesagt ein wenig mehr in die Schweiz. Es war nicht mein erster Besuch in diesem kleinen, spannenden Land. Aber bisher haben sich meine Aufenthalte auf Graubünden beschränkt und standen dank meiner lieben Freundin Laura sowieso schon unter den besten aller Vorzeichen. Dieses Mal ging es auch über Graubünden hinaus. Hinein ins Herz der Schweiz und hinauf auf ihre unzähligen Gipfel.

Willkommen an Bord, Mr. Gordon

Wer mich kennt, der weiß dass jedes Gefährt, mit dem ich es länger zu tun habe, ziemlich bald einen Namen verpasst bekommt. Ob zwei oder vier Räder, Rad oder Auto. Und in diesem Fall war unser Begleiter nun nochmal ein wenig extra besonders. Wir hatten nämlich das große Vergnügen, in einem Wohnmobil der Firma sunlight unterwegs sein zu dürfen. Und wenn ich sage Wohnmobil, dann meine ich eines von diesen richtig großen. Mehr tiny house als Auto. Und alles an Bord, was das Herz begehrt: Schlafplätze für vier, Stauraum en masse, Dusche, Klo, Licht für jede Lage und Stimmung, eine Küche mit einem größeren Kühlschrank als der zuhause. 

Am Ende hatten wir ziemlich genau 1000 km auf der Uhr. Sind auf Berge, über spannende Passstraßen und durch wunderschöne Täler gefahren. Man könnte sagen, Mr. Gordon war der ideal Begleiter für uns. Was für eine Wohltat, nach einer langen Wanderung bei hohen Temperaturen mal eben schnell auf dem Parkplatz duschen zu können. Was ein Geschenk, dort bleiben zu können wo die Aussichten am schönsten sind und man umgeben von Bergen einschläft und mit einem traumhaften Panoramablick aufwacht. Was ein Luxus, in kalten Nächten und bei Regen zum Pipi machen nicht nach draußen gehen zu müssen. Was für ein Wahnsinn, dass wir so viel Platz hatten, dass wir es uns beide immer bequem machen und dabei noch aus verschiedenen Positionen auswählen konnten. Wie wunderbar so ein rollendes Zuhause doch ist!

Leider hat Mr. Gordon uns nach diesen sieben Tagen wieder verlassen, wir uns von ihm verabschieden müssen. Aber das so ein Teil irgendwann mal richtig zu uns gehört, ist klar. Jetzt aber genug der Autoschwärmerei – tut mir Leid, ich finde Wohnmobile einfach mega – und weiter zum nächsten Schwarm: der Schweiz. 

Schweizer Überraschung

„So viel Wasser!“ haben wir mir immer und immer wieder bei unserem kleinen Roadtrip durch dieses kleine Land gesagt. Da denkt man, man hat eine Vorstellung vom eigenen Nachbarstaat und merkt dann ganz schnell, dass man quasi nichts über die Schweiz wusste. Wie bunt sie ist, wie abwechslungsreich, wie viele Seen es dort gibt, wie schön so manches Dorf, so manche Stadt ist, wie sehr die Kantone sich unterscheiden – landschaftlich, kulturell, sprachlich. 

Und dann ja noch die Schweizer an sich! Ich konnte ja nicht ahnen, dass meine Neuseeland-Freundin Laura mit ihrer umwerfenden Nettigkeit keine Ausnahme, sondern mehr die Regel ist. Wie herzlich wir begrüßt wurden, wie sehr wir angestrahlt wurden, mit welcher Freude man uns begegnet ist, wie offen wir empfangen wurden! Das habe ich bei meinen vielen Bergabenteuern bisher selten so erlebt. Und hat mich irgendwann zur Aussage bewegt „Wenn ich groß bin, möchte ich Schweizerin werden“. Ob das klappt – das mit dem groß werden wohl nicht mehr, das andere schauen wir mal – sei dahin gestellt. Dass ich mich seit dem Urlaub aber immer wieder an diese unfassbar netten Begegnungen zurück und mich damit selbst dran erinnere, die kleine Schweizerin in mir drin öfter mal raus zu lassen, das steht fest. 

Ansonsten war es wohl ein klassischer Dommi-Urlaub – und Lasse hat Gott sei Dank einfach mitgemacht. Wir waren wandern und bergsteigen, haben gelesen und relaxed, standen an Seeufern und Waldrändern, hatten Traumpanoramen und Monster-Ausblicke, waren laufen (Lasses erster Trailrun!) und essen, haben entdeckt und gestaunt, sind durch Städte gebummelt und haben es uns einfach mal so richtig gut gehen lassen. Die Handys wurden praktisch nur zum Fotografieren rausgeholt, der – warum auch immer – mitgenommene Rechner kein einziges Mal aufgeklappt. 

Alte Liebe, neue Dommi

Alles wie immer also? Ganz normales Dommi-Programm? Nun irgendwie ja – aber irgendwie auch nicht. Eher Dommi 2.0-Programm. Denn es war wohl der erste Urlaub dieser Art, ohne vieles, was früher immer mitgereist ist: Alkohol, Dunkelheit, Müsste-Denken, ignorieren von Bedürfnissen, Schuldgefühlen, Minderwertigkeitsgedanken, Ablenkung. Ich habe geschafft das, was ich inzwischen im Alltag recht gut schaffe, auch mit in den Urlaub zu nehmen. 

Meine Struktur – ja, auch im Urlaub stand jeden Tag Morgenroutine an – war mit dabei. Genau so wie Selbstfürsorge, Ruhe und mein Antidepressiva. Gucken und spüren, was ich brauche, wonach mir ist. Das dann kommunizieren und glücklicherweise einen Mann an meiner Seite haben, der viele Bedürfnisse teilt, so einiges sehr ähnlich erlebt und empfindet, der Rücksicht nimmt. Dadurch haben wir es geschafft, dass wir trotz der Kürze des Urlaubs deutlich erholter zurück in den Alltag gestartet sind. Weil wir uns keinen Druck gemacht haben, weil wir auf uns gehört haben, weil wir auf unsere Körper und Köpfe geachtet haben. 

Früher wurde all das von mir übertönt. Ich hatte so zu sein, wie ich selber von mir erwartete auf Grund der Überzeugung, dass andere mich genau so erwarteten. Hatte offen, extrovertiert, entspannt, lustig und eine dauerhafte Partylöwin zu sein. Auch wenn wohl eigentlich eher Kuschelkatze vorm Kamin angesagt gewesen wäre. Das wurde aber plattgebügelt von meinem mich dauerhaft niedermachenden Kopf, dem ich bloß nicht zuhören wollte. Und war nur allzu dankbar wenn Mr. A. mir half, die Situation irgendwie in den Griff zu bekommen.

Ich weiß nicht, welche Version von mir dabei eine gute Zeit hatte. Am ehesten wohl meine drei kranken Begleiter, die Borderline, die Abhängigkeit und die Depression. Denn denen ging es ja gut, die hatten ihren Spaß. Heute finden die meine Urlaube, mein Reisen und wohl mein Leben generell nicht mehr annähernd so lustig. Dauernd müssen die in ihrem Zimmer bleiben. Bekommen ab und zu etwas liebevolle Zuwendung, womit sie gar nicht umgehen können und Mr. A. hat seit über einem Jahr niemand mehr zu Gesicht bekommen. 

Eine neue Art des Reisens

Damit will ich nicht sagen, dass meine bisherigen Reisen schlecht oder falsch waren. Ob Neuseeland oder Asien, Kroatien oder Schweden – auch hier waren viele tolle Momente dabei, habe ich atemberaubend schöne Landschaften gesehen, wunderbare Begegnungen gehabt und die Zeit und die Menschen um mich herum genossen. Nur der Beigeschmack war ein anderer. Leider oft eher bitter. Denn im Hintergrund hat immer etwas gelauert, etwas auf mich gewartet um mich zu sich in die Dunkelheit zu ziehen. Und so viel der Alkohol mir erst möglich gemacht hat, so sehr hat er sich auch eingemischt, fortgespült und zerstört.

Heute, nach Jahren der Fortschritte und Rückschläge, des Fehlermachens und draus lernens merke ich, wie auch das Reisen sich für mich verändert. Dass ich meine Reiselust, mein Fernweh inzwischen ebenso genießen kann wie das Laufen oder die Ruhe. 

Ich bin immer gerne gereist, war neugierig, wollte am liebsten die ganze Welt sehen. Aber während meiner „dunklen“ Jahre war da auch eine gute Portion Ablenkung, Weglaufen dabei. Zuhause dreht man sich ja doch immer in den selben Kreisen. Von dort wegzugehen bedeutet wenigstens, dass sich die Kreise mal ein wenig in der Farbe und der Form ändern. Neue Reize, mit denen sich das Gehirn dann doch bitte lieber beschäftigen soll als mit den immer gleichen Gedanken. 

Aber bei jeder Reise habe ich wieder gemerkt, dass das alles mitkommt. Das die Kreise vielleicht anders aussehen, sie aber am Ende immer wieder in die gleiche Dunkelheit führen. Seit ich diesem Teil von mir den Kampf angesagt, gelernt habe, ihm ins Gesicht zu schauen, hat er sich immer weiter in die Ecke verkrümelt, im Alltag kaum noch eine Rolle gespielt.

Anders sah das immer noch auf Reisen aus. Alte Unsicherheiten, Muster, Ängste kamen ganz schnell wieder. Haben die Chance und dass ich ohne meine gewohnte Umgebung, meine vertrauten Werkzeuge abgelenkt und verwundbar war, genutzt und mich gepackt. Was bedeutete, dass ich an den schönsten Orten der Welt sein und es trotzdem nicht genießen konnte. Weil ich nie richtig war, weil ich immer etwas falsch machte. Weil ich nie gut genug war, nicht den Erwartungen entsprach, die dieser Teil von mir hatte. 

Willkommen daheim

Im Urlaub konnten meine dunklen Begleiter also oft Fahrt aufnehmen, Anlauf holen. Was dazu führte dass, zurück im Alltag, sie mich überwältigt haben und direkt in eine Krise warfen. Unzufriedenheit mit allem – wieder zurück zu sein, wieder in den alten Kreisen, die Tage unterwegs nicht „idealst“ genutzt zu haben. Selbstvorwürfe, die zum Schweigen gebracht werden wollten. Woraufhin ich mich auf dem Weg ins Loch machte, um da irgendwie rauszukommen. 

Nun reise ich also anders, und so ist auch das nach-Hause-Kommen anders. Da ich viel mehr bei mir, viel mehr im Moment (ja, Achtsamkeit), wirklich anwesend bin, meine Sinne nicht durch eine flüssige Wand aus Alkohol verzerrt werden, können sich die Tage, Anblicke, Erlebnisse, Momente viel besser einprägen. Es zählt einfach nur der Ort, an dem ich gerade bin. Und so habe ich danach nicht mehr das Gefühl, etwas verpasst, sondern einfach schöne Erinnerungen gewonnen zu haben – die Mr. A. mir nicht wieder wegnehmen kann. 

Und wenn da nach einer Reise Gedanken und Gefühle von Wehmut, von Trennungsschmerz kommen, dann ist das auch ok. Denn eigentlich zeigt es nur, dass es eine tolle Zeit, ein toller Ort war den ich verlasse. Und dann bekommt auch diese Gedanken und Gefühle von mir Raum und Platz und Aufmerksamkeit. Werden gesehen, geteilt – woraufhin es ihnen gleich viel besser geht und sie aufhören zu brüllen und zu schreien. 

Und natürlich hilft es mir auch, dass es mittlerweile quasi immer etwas rund um meine Mission, rund um TtB gibt, auf dass ich mich freuen kann. Termine, Veranstaltungen, Treffen, Pläne, Ideen. Zu so etwas zurückkehren zu dürfen hat kaum noch etwas gemein mit dem, was früher alltäglich für mich war. 

Danke, Schweiz

So nehme ich aus diesem Urlaub also nicht nur mit, dass die Schweiz ein großartiges, wunderschönes Land ist in dem noch viele, viele Berge und Touren darauf warten, von mir entdeckt zu werden. Dass ich die Schweizer Freundlichkeit kennenlernen dürfte habe. Darin bestätigt worden bin, dass mein Traum nicht ein eigenes Haus, sondern ein eigenes Wohnmobil ist. Dass ich mal wieder gesehen habe, dass ich auch am Steuer eines 7-Meter langen Gefährtes eine gute Autofahrerin bin. Oder dass ich ein Händchen zu haben scheine für tolle Stellplätze, schöne Flecken Erde, wunderbare Touren und genau die richtige Hütte.

Sondern ich nehme auch mit, dass Reisen für mich auch nach unserer bisher vielleicht etwas komplizierten und teilweise vermurksten Beziehung wohl noch lange eine der besten Dinge bleiben wird, die man mit seiner Lebenszeit anstellen kann.

Danke, 2018 – Auf ein Neues, 2019!

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Danke, 2018 – Auf ein Neues, 2019!

Was ein Jahr! Also, das gilt wohl für beide. Bei 2018 weiß ich, dass es turbulent, aufregend, schön und interessant war. Und im Moment sieht es so aus, als würde sich daran 2019 nicht viel ändern. Was los war, was kommt und wie der Jahreswechsel für TtB war


Danke, 2018!

Ich kann nicht anders, als mich in aller Ausführlichkeit bei dem Jahr 2018 zu bedanken. Bei wem genau ich damit Danke sage ist mir selber nicht so ganz klar. Also, mir selber kann ich auf jeden Fall Danke sagen, meinem Kopf, meiner Recovery, meiner Disziplin, meinem Durchhaltevermögen, meiner Motivation, meinem Körper, meiner Yogamatte, meinem Rechner. Und natürlich bedanke ich mich bei den Menschen um mich herum, die dieses Jahr so wunderbar gemacht haben. Meinen Freunden, meiner Familie, meinen Partnern, Unterstützern, Lesern, Zuhörern und Followern.

Aber da ist noch was größeres, bei dem ich mich bedanken sagen möchte. Karma? Schicksal? Leben? Irgendetwas hat dafür gesorgt, dass sich 2018 ganz schön viel ganz schön gut entwickelt hat. Das hat mittlerweile dazu geführt, dass ich mich mehr und mehr in das Vertrauen setzen kann, das alles genau so kommen wird, wie es kommen soll. Dass mich das Leben schon zur rechten Zeit an den rechten Ort bringt. Mir die richtigen Leute schickt und mich die richtigen Entscheidungen fällen lässt. Aber dieses Vertrauen funktioniert ja irgendwie nicht ohne mich. Also doch einfach „Danke, Dommi“? Da muss ich nochmal drüber nachdenken.

2018 und ich

Solange das in mir arbeitet möchte ich gerne einen kleinen Blick zurück werfen. Was war los in diesen zwölf Monaten, die sich 2018 nennen?

Und hier darf, kann und muss ganz vorne stehen, dass 2018 das Jahr war, in dem ich aus voller Überzeugung, eigener Kraft, festem Willen und sogar ein bisschen Spaß daran KEINEN SCHLUCK GETRUNKEN HABE. Einige von euch haben den „One-Year-Sober“-Post wahrscheinlich gesehen, den ich Anfang diesen Jahres gepostet habe. Das Gefühl, diesen Post machen zu können, weil ich es geschafft habe, war fast so schön wie all die tollen, unterstützenden, mitfeiernden Kommentare.

2018 war aber auch das Jahr, in dem Lasse und ich zusammengezogen sind. Und auch hier hat sich gezeigt: das Warten hat sich gelohnt. Denn auch wenn wir im Prozess oft geflucht und am Münchner Mietmarkt geradezu verzweifelt sind sitzen wir heute in der wohl schönsten Wohnung, die wir uns momentan vorstellen – und leisten – können. Und sind jeden Tag dankbar dafür.

Ich habe den Marathon in Paris gefinisht, auch wenn es absolut nicht mein Tag war. Bin komplett in die Selbstständigkeit gewechselt, habe den doppelten Sicherheitsboden des Gastro-Jobs hinter mir gelassen. Im Frühjahr habe ich mein Fernstudium zur Social Media-Referentin abgeschlossen, war Trauzeugin und dürfte den München Marathon aus einer ganz neuen, tollen Perspektive erleben. Habe zwei Menschen zu neuen Lauf-Höchstleistungen verholfen und das Medikament gefunden, was mir am besten gegen die Depressionen hilft.

Meine Mission hat mich quer durch Europa geführt – ich war in Ljubljana (Slowenien), Athen (Griechenland), Vilnius (Litauen), Berlin, Split (Kroatien), Utrecht (Niederlande) und Brüssel (Belgien) – privat kommen noch Paris, London, Südtirol und einige Berge dazu (ihr seht, das Reisen, der *travel* Teil dieser Seite kommt weiterhin nicht zu kurz).

Meine Mission und ich standen auf Bühnen und Podien, vor Schulklassen und Polizisten. Waren im Fernsehen und im Podcast, in Zeitungen und Artikeln. Und ein ganz besonderer und wohl auch ein ganz besonders wichtiger war der Moment, als ich meinen Buchvertrag unterzeichnete. Und so ist 2018 auch zu dem Jahr geworden, in dem ich mein erstes (?) Buch geschrieben habe – Ende Dezember stand die Rohfassung.

2018 und Traveling | the | Borderline

Aber mir fast noch wichtiger ist die Tatsache, wie Traveling | the | Borderline gewachsen ist. Wie sehr Lasse inzwischen Teil dieses Projekts, meiner Mission geworden ist. Und als wir dann im Mai 2018 auf Marcel getroffen sind, kann man das wohl auch nur als Schicksal oder Glücksfall bezeichnen. Es ist also auch das Jahr, in dem TtB von der One-Woman-Show zur Drei-Partner-Unternehmung geworden ist. In dem wir gemeinsam ein ganz schön großes Projekt umgesetzt haben: die #TUM4MIND, bei der wir mehrere Tausend Menschen erreicht haben.

Wir drei haben uns als TtB in den letzten Wochen und Monaten immer mehr gefunden. Haben immer mehr gemerkt, was uns wichtig ist, wo die Reise hingehen soll. Haben gelernt, was uns Spaß macht, wo unsere Stärken liegen. Und vor allem auch, wo der Bedarf ist und was gut funktioniert. TtB ist keine Beratungsstelle, wir sind keine Therapeuten, bieten keine Einzelfallunterstützung oder können Therapieplätze vermitteln. Was wir machen ist ganz klar Aufklärungsarbeit. Wir sind quasi eine PR-Agentur für psychische Gesundheit. Uns geht es darum, dass mehr und besser und anders und früher über Mental Health geredet wird. Und wir wollen zeigen, dass es auch Spaß machen kann sich mit seinem eigenen Kopf zu beschäftigen.

Deswegen gibt es inzwischen auch einen Shop – den der ein oder andere von euch vielleicht schon gesehen hat. Wir wollen unsere Botschaften raus in die Welt bringen. Wollen erreichen, dass es „normal“ ist, über Therapie, Depression und die eigenen Bewältigungsstrategien mit Stress zu reden. Die Einnahmen aus dem Shop gehen zu 100% wieder zurück in TtB und helfen uns dabei, weiter zu machen. Also, schaut gerne mal rein – es gibt Organic Tops, Shirts, Longsleeves, Hoodies aber auch Taschen und Tassen. Und natürlich freuen wir uns auf euer Feedback, Reaktionen, Vorschläge, Wünsche und Kritik zum Shop.

Dass sich TtB verändert hat sieht man auch am neuen Look der Seite, den wir uns zum Jahreswechsel gegönnt haben. Nach über drei Jahren und so viel Veränderung hat sich das alte Design einfach nicht mehr ganz stimmig angefühlt. Es wird noch ein bisschen dauern, bis alles umgestellt ist und wir haben noch so einiges vor mit der Seite, ihr dürft also gespannt bleiben.

Let’s do this, 2019!

Und mit #TUM4MIND starten wir auch ins neue Jahr. Aber nicht nur damit. Wir haben viele Ideen und Pläne, im Moment geht es darum, all diese zu reduzieren und einen Fokus zu setzen. Was klar ist, ist das weiterhin eher junge Menschen unsere Hauptzielgruppe darstellen – ohne aber irgendeine Altersgruppe komplett auszuschließen. Wir sind aber eben der Überzeugung, dass „je früher desto besser“.

Das wiederum gilt auch für den Fokus, den wir auf Prävention lege. Auf Früherkennung, auf Information und Aufklärung. Damit so manch Krankheit gar nicht erst ausbricht, manch Verlauf positiv beeinflusst werden kann und manch Leben gerettet werden kann.

Neben einer Neuauflage von #TUM4MIND – die vielleicht zu #MUC4MIND wird, da wir gerne auch an andere Universitäten gehen möchten – steht weiterhin im Vordergrund, Räume zu schaffen, bei denen über Mental Health geredet werden kann, aber nicht muss. Ob an Unis, vor Baumärkten, an Schulen, auf dem Marienplatz oder an Orten, die wir heute noch gar nicht auf dem Schirm haben.

Damit ihr mal so wisst, wovon wir nachts träumen: ein eigenes Mental Health Mobil, mit dem wir durch die Lande fahren und unsere Botschaften raushauen können, ist so ein Lottogewinn-Traum. Ebenso wie ein eigenes Café nach dem Vorbild von Sip of Hope in Chicago. Wenn wir uns was wünschen dürften wären das flächendeckende Maßnahmen an allen Schulen und Unis, eine bessere Versorgungssituation, weniger Stigma, Manuale für Arbeitgeber, Schulungen für Journalisten, regelmäßige (Lauf-)Events, Flashmobs, Poetry Slams – alles, was die psychische Gesundheit raus aus der Tabuecke und rein in die Mitte der Gesellschaft holt.

Das steht an

Nun, wenn auch vieles noch offen ist so gibt es doch schon ein paar Termine und Aktionen, die bereits jetzt feststehen. Da wäre zum Beispiel:

Januar bis März: „Ich fühl mit mir – Achtsamkeit für alle“. Ein Kurs zum Thema Mindfulness Self Compassion, den ich gemeinsam mit der Psychotherapeutin Eva-Maria Kerp im Café Bla gebe.

Im März erscheint dann auch mein Buch – beim Scorpio-Verlag. Ja, es ist aufregend und spannend und macht mich ein bisschen kribbelig und nervös. Man kann es auch schon vorbestellen. Der Titel lautet „Warum normal sein gar nicht so normal ist – und warum reden hilft“. Hier zum Beispiel bei amazon, auch wenn man das ja eigentlich nicht unterstützen soll … 

Eher für mich persönlich wichtig wartet dann im April mein dritter Marathon auf mich, diesmal in Zürich. Vielleicht knacke ich ja dieses Mal die magische 4:00:00-Marke

Anfang Mai seid ihr dann wieder gefragt: wir laufen wieder beim Wings For Life World Run mit. Das ist ein Lauf, bei dem 1. alle Einnahmen komplett an die Rückenmarksforschung gehen. Und bei dem 2. jeder so weit läuft, wie er kann und will – bis ihn dann das Catcher Car einfängt. Das fährt eine halbe Stunde nach dem Start los, wird immer schneller und sobald es einen überholt hat ist man quasi raus. Der Lauf findet an vielen Orten auf der Welt parallel statt. Man läuft also quasi mit Menschen rund um den Erdball gemeinsam. Ein richtig großer Spaß, den wir letztes Jahr schon mitgemacht haben. Wenn ihr Lust habt, dieses Mal als Teil von TtB zu laufen, dann könnt ihr hier unserem Team beitreten.

Ebenfalls im Mai, nämlich am 21. und am 28. Mai werde ich dann das erste Mal für die vhs tätig wo ich unter dem Titel „Was ist schon normal?“ zwei Vorträge halten werde.

Anfang Juni findet dann hoffentlich die erste #TUM4MIND des Jahres statt, das wird sich wohl in den nächsten Tagen herausstellen.

Dann wird es erstmal ein wenig ruhiger, bevor dann im September, genauer gesagt am 10. September, dem Welttag der Suizidprävention, dann weiter geht. Wir wissen noch nicht genau, was wir an diesem Tag machen werden, aber DASS wir was machen werden, steht fest.

Ebenso wie am 10. Oktober, dem Welttag der seelischen Gesundheit, wo wir wieder mit ZehnZehn kooperieren werden.

Im Oktober findet dann auch die Müncher Woche der seelischen Gesundheit (8. bis 18. Oktober) statt, ich werde in Köln bei der Eckhard-Busch-Stiftung erwartet und hoffentlich befinden wir uns dann schon in den Vorbereitungen für #TUM4MIND Nummer 3 oder auch #MUC4MIND Nummer 1.

Wenn es nach uns geht darf der Kalender natürlich noch viel voller werden. Und irgendwas sagt mir, dass er das auch werden wird. Aber so habt ihr schon Mal ein bisschen einen Eindruck, wohin die Reise geht.

Wir brauchen euch!

Absolut klar ist: ganz alleine schaffen wir das alles nicht. Wir brauchen euch und viele Menschen da draußen, die noch nie von uns gehört haben. Ob ihr uns einfach nur in Gedanken unterstützt, uns weiter empfehlt, zu einer Veranstaltung kommt, ein T-Shirt kauft, für uns spendet – geht noch nicht, aber bald –, ob ihr uns Investoren oder interessante Menschen vorstellt.

Wir sind gerade dabei, immer mehr Partner und Unterstützter um uns herum zu versammeln. Natürlich auch, aber nicht nur wegen der Finanzierung. Uns ist auch wichtig, die einzelnen Seiten, Organisationen und Stakeholder besser zu vernetzen. Selbst in einer kleinen Stadt wie München wissen viele gar nicht, was es eigentlich alles an tollen Sachen gibt. Und es geht uns darum, von euch, unseren „Kunden“ zu erfahren, was ihr braucht, ihr euch wünscht, euch fehlt, wir machen können und sollen.

Mit dem Selbsthilfe Zentrum München (SHZ) und dem Münchner Bündnis gegen Depression haben wir schon zwei tolle Partner im Boot. Darüber hinaus sind wir in Gesprächen mit der Social Entrepeneurship Academy  und der Beisheim Stiftung. Auch über München hinaus haben wir mit dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit, den Freunden fürs Leben e.V. und natürlich Mental Health Europe bereits wertvolle Kontakte gewonnen. Auch die Krankenkassen, der Bezirk und die Stadt München sind natürlich potentiell interessant für uns, bzw. wir für sie, da sie am Ende auch von psychisch gesünderen Menschen profitieren.

„Sicher ist nur, dass nichts sicher ist“

Das war in etwa das, was ich gesagt habe, wenn Leute mich nach meinen Plänen für das nächste Jahr gefragt haben. Ich kann einfach nicht sagen, was 2019 bringen wird, habe aber ein verdammt gutes Gefühl. Ich freue mich, schon bis in den Herbst hinein tolle Termine im Kalender stehen zu haben, freue mich auf die Motivation bei und hinter TtB und darauf, mit den beiden Jungs noch viel mehr Vorhaben umzusetzen.

Vor kurzem wurde ich gefragt, wo auf einer Skala von 1 bis 10 ich mich bei der Frage sehe, wie glücklich ich momentan bin. Und die Antwort, die mich selbst überrascht hat, war: bei 9. Bei einer riesigen, tollen, glatten und satten 9. Ich war selbst erstaunt und weiß auch, was mir noch zur 10 fehlt und auch, dass ich da was dran ändern kann (für die Neugierigen: ich würde mir gern weniger Gedanken über das Thema Geld machen müssen).

Diese Erkenntnis hat mich selber ganz schön umgehauen. Und mir mal wieder gezeigt, dass ich wohl irgendwie auf einem guten Weg bin. Schon seit einiger Zeit sagen Menschen zu mir, wie toll sie es finden, dass ich aus „meiner größten Schwäche nun meine größte Stärke mache“. Lange hab ich das einfach nur so hingenommen, langsam dämmert mir aber, dass da was dran ist. Und dass das nicht selbstverständlich ist. Und dass ich auch dafür ganz schön dankbar bin.

Vor allem ist mir wichtig, dass ich mich nicht als „Borderlinerin“ oder „Betroffene“ identifiziere, sondern dass das Teile von mehr, von mir sind. Dass ich heute aus vollem Herzen sagen kann, ich bin vollberufliche Mental Health Advocate, was die beiden Begriffe mit einschließt, mich aber nicht darauf reduziert. Denn ich bin einiges mehr als nur das: ich bin RecoveryRockStar, Autorin, Freundin, Tochter, Schwester, Läuferin, Bergziege, PizzaQueen, Yogini, Bloggerin, Achtsamkeits- und MeditationsFan, Rampensau, Rednerin, Bachelorine, Reisende, Social Media Referentin, Leserin – und eben auch Borderlinerin, Depressionistin, Abhängige und Expertin. Und noch einiges mehr, was ich jetzt hier vergessen, ihr aber gerne im Kopf ergänzen dürft.

Und für einiges davon darf ich „Danke, Dommi“ sagen – für anderes „Danke, Leben“, „Danke, Schicksal“, „Danke, Zeit“, „Danke, Menschen“. Am Ende zählt wohl vor allem, dass ich all das heute wahnsinnig zu schätzen weiß, es jeden Tag aufs neue genieße, weil ich weiß, das alles ganz schnell wieder ganz anders aussehen kann. Aber nicht heute, nicht hier – und vielleicht auch dieses ganze Jahr 2019 nicht.