Wie wird man Mental Health Advocate?

Lesezeit: 12 minuten

Wie wird man Mental Health Advocate?

In den letzten Wochen und Monaten haben mich viele Anfragen erreicht, die sich im weitesten Sinne um die Frage „Wie wird man Mental Health Advocate“ drehen. Menschen, die auch etwas verändern wollen. Angehörige, Profis aber vor allem auch Betroffene, die rausgehen wollen aus der Tabuecke. Die auch mit und vor anderen über ihre Erfahrungen sprechen möchten. Damit sich etwas ändert. Zu gern würde ich mir für jeden einzelnen Zeit nehmen. Erzählen, Fragen und Herausfinden, wie ihr oder sein Weg aussehen könnte. Denn das schon gleich vorne weg: Den einen Weg gibt es wohl nicht. Deswegen kann ich auch nicht sagen, wie „man“ das wird. Aber ich kann euch erzählen, wie es bei mir war. Schritt für Schritt:


Dieser Artikel ist nun (m)ein Versuch, vielleicht ein paar von euch dabei zu helfen, selber die ersten Schritte zu gehen. Wenn wir uns schon nicht zusammen setzen können.

Step 1: Erkennen

Nun, am Anfang muss wohl die Erkenntnis stehen, dass irgendwas in unserem Land nicht so ganz richtig läuft. Jedenfalls wenn es um psychische Gesundheit geht. Das, gepaart mit dem Willen, etwas zu verändern, sind wohl die wichtigsten Voraussetzungen. Bei mir war es eine Gruppentherapie in Hamburg, bei der ich sozusagen den Entschluss gefällt habe, dass es so nicht weitergehen kann. Die Scham manch Anwesender, die Ängste, die Irrationalität im Umgang mit ihren Krankheiten, hat mich schockiert, wachgerüttelt – und motiviert.

Denn dort oben habe ich auch erkannt, dass nicht jeder sich neben den täglichen Herausforderungen, vor die einen das Leben eh schon stellt und die durch psychische Krankheiten nicht gerade verringert werden, auch noch Kraft hat, sich mal eben für einen anderen Umgang damit einzusetzen. Ich aber hatte Ressourcen. Denn sobald ich aufgehört hatte, mich zu verstecken, verstellen und anderen heile Welt vorzuspielen, waren da auf einmal richtig viele Kräfte. Viel Power, die ich vorher verschwendet habe und die ich nun einsetzen konnte und wollte.

Trotzdem stand natürlich an erster Stelle, dass ich mich erstmal selber auf die Reihe bekommen muss, bevor ich die Welt rette. Darauf habe ich mich dann die nächsten Wochen auch erstmal schön brav konzentriert. Der Wunsch aber, was am absurden Umgang mit Mental Health zu verändern, blieb.

Step 2: Sortieren

Mein erster Schritt bestand dann in diesem Blog, auf dem ihr gerade unterwegs seid. Da Schreiben mir schon immer lag und so ein Blog heutzutage ja doch recht schnell aufgesetzt ist, waren die Hürden entsprechend klein. So ging knapp ein Jahr nach meiner Entlassung aus der Klinik Traveling | the | Borderline online.

Ich habe also nicht sofort angefangen, vor anderen über meine Erfahrungen, meine Probleme, meine Diagnosen und meine Geschichte zu reden, sondern habe erstmal mit mir und der Tastatur geredet. Ausführlich. Und das war – aus heutiger Sicht – auch enorm wichtig.

Das Schreiben hat mir erlaubt, die Dinge einmal selber gründlich zu durchdenken. Ich kann keinen Blogartikel über ein Borderline-Symptom schreiben und darüber, wie es für mich ist, ohne mich nicht richtig damit zu beschäftigen. So habe ich beim Schreiben viele Dinge für mich sortiert, und einiges auch erst im Prozess verstanden. Ich habe Zusammenhänge entdeckt, Worte gefunden die mir selber dabei geholfen haben zu merken, was meine Krankheiten eigentlich mit mir machen.

Ich rate heute jedem, diesen Prozess des Sortierens auf irgendeine Art und Weise zu durchlaufen, bevor man anfängt, weiter nach außen zu gehen. Man muss nicht schreiben, das ist klar. Malen, Singen, Musik generell, Tanz, Fotografie, Gedichte, Gespräche, Kunst – all das kann dabei helfen, diese formlosen Dinge in uns greifbarer zu machen. Und damit einfacher zu teilen.

Step 3: Ab in die Schule

Dass es Schulprojekte gibt, bei denen Betroffene in Klassen gehen, wusste ich noch aus meiner Bachelorarbeit. In der es darum ging, wie man Stigmatisierung psychisch kranker Menschen bei Jugendlichen verhindern kann. Die Projekte, auf die ich stieß fand ich toll und wusste aus der Recherche auch, dass sie statistisch signifikante Effekte erzeugen. Sie funktionieren also. Trotzdem dauerte es noch ein paar Monate bis ich zum ersten Mal Kontakt mit Irrsinnig Menschlich aufnahm.

Danach dauerte es aber nicht lange und ich ging selber regelmäßig in Schulen. Bald wollte ich mehr und meldete mich noch bei einem zweiten Schulprojekt namens BASTA an. Die Konzepte unterscheiden sich im Detail, im Mittelpunkt steht aber immer die Begegnung mit einem Menschen, der selber Erfahrungen mit psychischen Krankheiten gemacht hat. Mittlerweile bin ich nun seit circa drei Jahren dabei, gehe durchschnittlich zwei Mal im Monat in eine Klasse – und liebe es.

Ja, manche Klassen sind anstrengend. Jede Klasse ist anders. Man weiß nie so richtig, was einen erwartet. Manchmal sitzen quasi Psychologie-Profis vor uns. Manchmal müssen wir erst erklären, wie man Depression schreibt. Und ja, 90 Minuten Seelenstriptease vor 20 Schülern ist nicht ohne. Manchmal reden wir nur über Borderline, andere Male gehen wir meine komplette Biografie durch, und wieder andere Male liegt der Schwerpunkt bei Suizid, Depression, Selbstverletzung, Therapie oder Medikamenten.

Mir ist immer wichtig, dass die Schüler merken, dass sie mich wirklich alles fragen können. Und das tun sie auch. Manchmal wünschte ich, ich hätte alle Fragen mitgeschrieben, die mir je gestellt wurden. Und so komisch oder seltsam manche Frage zuerst vielleicht anmutet, wie tief manche auch gehen, mir ist lieber sie stellen sie mir als dass sie sich bei Google auf die Suche nach Halbwahrheiten verirren. Und ja, mir ist auch wichtig, dass zwischendurch mal gelacht werden darf.

Bei beiden Projekten gibt es eine kleine finanzielle Aufwandsentschädigung. Die für mich aber eher ein netter Nebeneffekt ist, da ich diese Arbeit ja nicht für das Geld mache. Aber die Dankbarkeit, der Respekt, die Offenheit sind es, die es jedes Mal wieder Wert sind, meine Geschichte zu erzählen.

(Über den genauen Ablauf der Schulprojekte gibt’s bald einen eigenen Post)

Step 4: Vernetzung

Den nächsten Schritt fasse ich unter „Vernetzung“ zusammen. Denn über BASTA bin ich beim Münchner Aktionsbündnis für Seelische Gesundheit ZehnZehn gelandet. Quasi zeitgleich wurde ich Mitglied bei Mental Health Europe, bei der Deutschen Depressionsliga, dem Münchner Bündnis gegen Depression und habe beim Borderline-Trialog München angefangen.

Ich habe mich online umgeschaut, was es für tolle Initiativen, Bündnisse, Verbände und Vereine gibt – und habe richtig viel gefunden. Man muss nicht alles neu erfinden sondern kann erstmal schauen, was vielleicht schon existiert. Ich bin mit offenen Augen durch die Welt gelaufen, hinzu kamen immer wieder Tipps und Hinweise über meine Mutter und andere aufmerksame Menschen die gemerkt haben, wie sehr das Thema mich packt.

Mittlerweile hat mein Netz sich verdichtet. Es gibt viele tolle Menschen mit ähnlichen Zielen, Vorstellungen und Motivationen, mit denen ich auf die ein oder andere Art und Weise zusammenarbeite. Dabei ist diese Zusammenarbeit ein Geben und Nehmen. Für kaum etwas dieser Arbeit bekomme ich Geld, aber ich bekomme etwas noch viel wertvolleres: Kontakte, Mitstreiter, Unterstützer, Partner, Gleichgesinnte, Möglichkeiten, Aufträge, Sichtbarkeit.

So wirke ich mittlerweile an diversen Veranstaltungen mit, bin Senior Policy Advisor von MHE geworden, werde für Vorträge angefragt, helfe bei Social Media Auftritten, schreibe Gastbeiträge, empfehle weiter oder kann im Zweifelsfalls den entscheidenen Kontakt herstellen. Vor wenigen Jahren noch habe ich mich selber für eine richtig schlechte Netzwerkerin gehalten. Heute weiß ich: Das stimmt nicht. Aber ich musste erst die Sache finden, für die es sich lohnt.

Step 5: Namen finden

Das war tatsächlich lange Zeit ein ganz schönes Problemchen: Wie nenne ich das, was ich tue? Wenn andere mich fragten, wollte ich mehr sagen als „Ich bin Betroffene“. Das war einfach nicht genug.

Als eh schon Englisch-affiner Mensch hatte ich im Netz immer wieder diesen Begriff gelesen – „Mental Health Advocate“. In England, Amerika, Australien und Neuseeland ist Advocate ein feststehender Begriff. Nicht nur in Verbindung mit Mental Health, auch für Umwelt oder andere Themen. Man setzt sich für eine Sache ein, möchte etwas verändern. Eine wirklich gute, deutsche Übersetzung gibt es meines Wissens nach nicht. Advocate heißt wörtlich übersetzt „Anwalt“ – aber ich hab ja kein Jura Studium. Auch Botschafter, Befürworter, Verfechter spuckt die Übersetzungsseite leo.org aus. Klingt alles nicht so wirklich sexy. Zwischendrin gab es auch mal die Variante Mental Health Aktivistin, aber das war mir irgendwie zu hart.

Ich habe also lange gesucht und bin dann einfach bei diesem Titel geblieben. Als ich angefangen habe, ihn zu benutzen, bekam ich noch viele fragende Blicke. Aber je öfter ich ihn verwende, desto mehr scheinen sich die Leute daran zu gewöhnen. Und vielen, vor allem jüngeren Menschen, muss ich auch gar nicht viel dazu erklären.

Seit dem Buch darf ich mich ja darüber hinaus auch „offiziell“ Autorin nennen. Daher stelle ich mich heute meistens als „Bloggerin, Autorin und Mental Health Advocate“ vor. Mit dieser Kombination kann jeder was anfangen. Und die Frage „Was macht ein Mental Health Advocate denn?“ hat schon so manch schönes Gespräch entstehen lassen.

Auch wenn ich nicht die einzige bin, die sich in Deutschland für das Thema Mental Health einsetzt, so ist die hauptberufliche Auseinandersetzung ohne Therapeuten-Ausbildung oder Prof. Dr. Dr.-Titel doch noch eine Seltenheit. Und so musste ich mir das Berufsbild quasi selber schaffen. Und durfte ihm selber einen Namen geben. Auch ziemlich geiler Scheiß, wenn man sich das mal so überlegt …

Step 6: Dranbleiben

Dieser Tage sieht es für manchen so aus, als wäre ich quasi aus dem Nichts aufgetaucht, hätte von jetzt auf gleich die Sichtbarkeit, die ich nun habe. Aber das ist falsch. Als ich mit dem Blog gestartet bin und viel zum Thema gelesen habe stieß ich immer wieder auf die eine Aussage: Durchschnittlich dauert es drei Jahre, bis ein Blog „erfolgreich“ ist.

Was in meinem Fall nun „erfolgreich“ heißt, ist gar nicht so leicht zu sagen. Aber das mit den drei Jahren stimmt ziemlich genau. Denn seit dem letzten, dem dritten Jahr, kommen die Dinge richtig ins Rollen. Davor habe ich viel, viel Zeit und Arbeit investiert, ohne zu wissen, ob es sich eines Tages lohnen würde. Einfach, weil ich nicht anders konnte. Weil ich so überzeugt von meiner Aufgabe war – und bin.

Ich habe Fehler gemacht und irgendwann vor allem gelernt, dass ich vertrauen kann – und muss. Dass die Dinge sich schon so entwickeln, wie sie sich entwickeln wollen; dass wenn ich zu sehr anfange strategisch zu denken oder zu planen, es nicht funktioniert; dass das wichtigste ist, authentisch und bei mir zu bleiben; dass ich lieber jeden Tag einen Follower dazu gewinne als von heute auf morgen Hunderttausend Abonnenten zu haben; dass ich mir und meinen Werten treu bleiben darf und mich nicht verbiegen muss.

Vieles – oder das meiste – von dem, was in den letzten Monaten und Jahren passiert ist, hätte ich so niemals planen können. Weder dass ich nichtsahnend eine Podiumsdiskussion an der TU München besuche und dort Marcel kennen lernen würde, mit dem wir wenige Monate später #TUM4MIND rocken. Noch dass ich irgendwann bei ZDF Volle Kanne sitzen würde. Sobald ich angefangen hatte und der Stein einmal ins Rollen gekommen war, gab und gibt es kein Halten mehr.

Step 7: Das liebe Geld

Natürlich interessiert es viele Menschen besonders, ob ich denn heute wirklich davon leben kann, über Mental Health zu sprechen. Und im weitesten Sinne kann ich das. Im weitesten Sinne deswegen, weil ich immer wieder auch Aufträge annehme, die nur indirekt was damit zu tun haben.

Ich bin ja in die Selbstständigkeit gestartet ohne den Plan, Mental Health Advocate zu werden. Ich habe hauptsächlich geschrieben, übersetzt, Websites erstellt und Social Media-Beratung gemacht. Und bis heute machen diese Jobs einen gewissen Anteil meiner Arbeit aus. Entweder, weil es längerfristige Aufträge waren. Oder weil ich Lust drauf habe. Denn den Luxus habe ich inzwischen: Wenn ein neuer Job so gar nichts mit meiner Mission, meiner Haupttätigkeit zu tun hat, dann nehme ich ihn auch nicht an. Wenn aber Partner oder Träger aus „meinem“ Bereich Unterstützung brauchen, so mache ich das doppelt gerne. Zum Beispiel habe ich in den letzten Wochen dem Paritätischen Landesverband Bayern dabei geholfen, für die landesweite Aktionswoche Selbsthilfe den „wir-hilft-Blog

Oben schreibe ich, dass ich vieles von dem, was ich tue, ohne eine finanzielle Gegenleistung mache. Oder nur gegen eine sehr geringe. Aber es ist nicht mehr alles. Mindestens die Hälfte, wenn nicht sogar noch mehr meiner Zeit, meiner Arbeit mache ich sozusagen ehrenamtlich. Aus reiner Überzeugung. Bis im letzten Jahr hat mich ein Gastro-Job dabei unterstützt. Ende letzten Jahres, als auch das Buch in Sichtweite war und langsam mehr Aufträge und Anfragen reinkamen, habe ich dann den Sprung gewagt in die volle Selbstständigkeit. Ich habe mir Zeit gelassen und herausgefunden, ob das alles etwas ist, was ich mir dauerhaft als meine berufliche Tätigkeit vorstellen kann. Und ich kann.

Vor allem musste – oder muss ich immer noch – lernen, zu verhandeln. Leider gab es in dieser Beziehung auch ein paar unschöne Erlebnisse. Wenn ich zum Beispiel für einen Vortrag angefragt werde und es selbstverständlich ist, dass der andere Referent mit Prof. Dr.-Titel ein saftiges Honorar bekommt – ich aber doch bitte froh sein soll, wenn die Fahrtkosten übernommen werden. Nach und nach bin ich frecher geworden und habe manche Dinge auch schon abgesagt. Weil auch das für mich Stigmatisierung ist. Und auch, wenn ich nicht reich werden will mit dieser Arbeit, so muss ich doch von irgendetwas meine Miete zahlen. Und weiß inzwischen eben auch, dass es oft genug vorkommt, dass das Publikum aus meinem lebendigen, frischen Vortrag am Ende mehr mit nimmt als bei der fachlich sachlichen Präsentation des Herrn Doktor.

Um meine Arbeit zu entspannen bzw. mich noch mehr auf den Mental Health Bereich zu konzentrieren überlege ich inzwischen auch, ob ich mal bei Stiftungen & Co auf die Suche nach einer Art Sponsoring gehe. Denn es gibt viele Menschen in diesem Land, die ein (finanzielles) Interesse daran haben, dass sich etwas ändert. Und ich weiß, dass in anderen Themenbereichen solche Förderungen existieren. Und auf Dauer bzw. ab Herbst soll natürlich auch BERG & MENTAL seinen Teil dazu beitragen.

Step 8: Medien

Schreiben und sprechen liegt mir. Auch das sprechen vor vielen Leuten, auf großen Bühnen oder vor einer Kamera macht mir nichts aus. Das geht aber nicht jedem so. Und deswegen muss auch nicht jeder zwangsläufig den Weg in die Medien finden. Da es aber doch früher oder später dazu kommen kann, hier ein paar Erfahrungswerte, die ich schon machen durfte, musste:

Auch Journalisten können sich mit Mental Health auskennen. Auch Journalisten können keine Ahnung davon haben. Besonders bei letzterer Sorte ist wichtig zu sagen, dass hinter etwaigen unglücklichen Aussagen oder Benutzung von Klischeebildern im Zweifelsfall keine böse Absicht steckt. Sondern schlicht Unwissenheit. Und genau so oft Unsicherheit. Genau deswegen ist es ja so wichtig, dass sie sich mal anhören, wie das wirklich ist.

Und ja, im Journalismus gilt leider der Satz „If it bleeds, it leads“ – also quasi je dramatischer die Nachricht, desto „besser“. Im gewissen Rahmen ist das ok, wenn es aber nur darum geht wie tief ich mich mal verletzt habe oder wie viel ich getrunken habe und wie schlimm überhaupt alles war, dann darf ich etwas sagen. Klar und deutlich. Oder das Gespräch charmant in eine andere Richtung lenken.

Ebenso kann es eine gute Idee sein, den Medienmachern bei der Bildauswahl zu helfen. Damit eben nicht immer die gleichen schwarz-weißen Klischeebilder in den Beiträgen landen. Man darf sagen, was gar nicht geht und auch, was bitte gehen muss, was einem wichtig ist. Man darf darauf bestehen, vor Veröffentlichung einmal drüberzuschauen oder zu lesen. Und man darf auch Nein sagen, wenn man kein gutes Gefühl hat.

Auch hier habe ich natürlich vor allem zu Beginn einige Fehler gemacht, musste auch erst lernen. Habe mich mal hingesetzt und mir überlegt, was bei den Zuschauern oder Lesern hängen bleiben soll, wenn sie etwas über mich sehen oder lesen. Habe mir Kernaussagen und Botschaften herausgesucht, die ich versuche immer unter zu bringen. Und habe immer besser gelernt, schon im Vorfeld einiges zu klären, damit es nicht zu bösen Überraschungen kommt – was ja leider auch schon der Fall war.

Step 9: Freuen und Stolz sein

Und das ist wohl der Punkt, an dem ich selber noch am meisten scheitere. Inne halten, auf die Schulter klopfen, sacken lassen, freuen. Bei so einem Berg an Arbeit, der da noch vor uns liegt, bei den vielen Missständen die ich jeden Tag wieder sehe, hört die Arbeit einfach nicht auf. Um so wichtiger ist es, immer wieder inne zu halten. Mal zurück zu schauen. Auf den Weg, den ich schon geschafft habe. Auf die vielen Menschen, die ich schon erreicht habe. Die vielen Meilensteine, über die ich schon gesprungen bin.

Wenig von all dem fühlt sich für mich groß an. Auch, dass mir regelmäßig Menschen „Mut“ bezeugen oder „Respekt“ vor mir und meiner Arbeit haben, kommt mir komisch vor. Aber natürlich haben sie in gewisser Weise recht. Noch ist es mutig bis außergewöhnlich sich so voll und ganz zu diesem Thema zu bekennen. Aber genau das muss sich ja ändern. Ich wünsche mir, dass es irgendwann nicht mehr „mutig“ ist, offen über seine psychischen Erkrankungen zu reden.

Aber ich schweife ab. Vor lauter neuen Aufgaben, Entwicklungen und auch Möglichkeiten vergisst man nur allzu leicht das Auge für die eigenen Leistungen. Und so ist es wohl gut, wenn mich immer wieder Freunde oder auch wildfremde Menschen daran erinnern, dass es für mich vielleicht normal sein mag, was ich tue. Aber für andere ist es mehr.

Vor kurzem kam mir beim Laufen der Gedanke, als der Kopf mal wieder in komische Richtungen lief, dass ich vielleicht jemand anderes Chester bin. Chester Bennington, der Sänger von Linkin Park, hat mir mit seinen Texten, seiner Musik Mut gemacht. Er hat mich teilweise durch meine Depression und von Suizidgedanken weg getragen bzw. gesungen. Weil ich, auch ohne ihn jemals getroffen zu haben, wusste, dass ich nicht alleine bin. Er hat nie erfahren, welch großen Einfluss er auf mein Leben hatte. Und wer weiß, vielleicht gibt es da draußen jemanden, in dem meine Worte, mein Buch, meine Arbeit etwas ähnliches auslösen. Darauf wäre ich stolz.

Step 0: Selbstfürsorge

Nein, kein Tippfehler – nach Step 9 kommt die Grundlage all dieser Schritte: Selbstfürsorge.

Man macht sich verletzbar und angreifbar, wenn man sich vor andere Menschen hinstellt und so persönliche Dinge preisgibt. Deswegen ist für mich wohl eine der wichtigsten Sachen: Du selber musst Dir darüber klar sein, dass Du nicht schwach bist, es nicht deine Schuld ist sondern dass du krank bist. Das muss sitzen und bis in dein inneres vorgedrungen sein.

Mental Health Advocate bedeutet nicht, perfekt oder geheilt sein zu müssen. Für mich bedeutet es, auch offen über die unschönen Momente, Stunden, Tage, Gedanken, Gefühle zu sprechen. Nichts zu beschönigen, nichts wegzulassen. Keine Angst davor zu haben, auch mal zu sagen, dass es der Depression heute besser geht als mir. Denn genau das ist im Zweifelsfall das, was anderen Mut macht. Schwäche zu zeigen bedeutet in diesem Fall wahre Stärke.

Leider gibt es Beispiele von Mental Health Advocates, die an dem Druck gebrochen sind. Die vor ihrer Community nicht zugeben konnten, wollten, dass es ihnen doch wieder schlecht geht. Das sie einen Rückfall hatten oder vielleicht doch nicht alles so rosig ist, wie es sich auf Instagram so leicht darstellen lässt. Aus Angst, ihren Followern ein falsches Vorbild zu sein? Weil es vielleicht extra viel Kraft kostet zu sagen „Mir geht es nicht gut“ wenn man lange und professionell kommuniziert hat, dass man die Krankheit besiegt hat? Nur Vermutungen.

Ich für meinen Teil musste auch erst lernen, wie ich bei diesem ganzen Thema gut auf mich aufpasse. Musste lernen, mit nach Schulprojekten nicht noch anstrengende Termine zu setzen. Dass ich nach Lesungen nochmal mindestens genau so viel Kraft brauche für die Gespräche. Ich musste lernen zu kommunizieren „Schluss jetzt, mein Akku ist alle“ auch wenn es Menschen gibt, die gerne noch mit mir gesprochen hätten. Aber ich kann nicht von Selbstfürsorge sprechen, wenn ich mich selber nicht dran halte.

Meine Mental Health Advocate-Tipps:

  • zwinge dich nicht sondern geh dein Tempo
  • nicht jeder muss auf Bühnen stehen und Bücher schreiben – auch der offene Umgang mit den eigenen Angehörigen kann für viele schon ein enormer Schritt sein
  • such dir Gleichgesinnte – online oder offline
  • schau was in deinem Heimatort schon für Angebote vorhanden sind
  • überlege Dir, was Dir geholfen hätte – mir sind die Schulprojekte auch deswegen so wichtig weil ich glaube, für mich hätte es viel geändert wenn mit mir jemand in der Schule über diese Themen gesprochen hätte
  • Auf die eigenen Stärken setzen! Hätte ich über Mental Health malen oder singen müssen, wäre es wohl alles deutlich anders gekommen

Ich hoffe, euch mit dem Beitrag ein paar Anhaltspunkte gegeben haben zu können, die euch auf eurem Weg helfen. Ob wir am Ende nebeneinander auf der Bühne stehen und für einen anderen Umgang mit psychischer Gesundheit eintreten, ob ihr in eurem Umfeld verändert, wie darüber gesprochen wird. Ob ihr euch einem Projekt anschließt oder was neues auf dem Boden stampft – jeder, der sich dafür einsetzt, dass wir offener, früher, normaler, mehr, besser über Mental Health reden, wird von mir gefeiert. Und darf sich die 28 Millionen Menschen vorstellen, für die wir stehen (jeder Dritte Deutsche einmal im Leben betroffen, dann kommt man auf diese Zahl) – das hilft mir enorm, wenn ich mal wieder ein bisschen Motivation brauche.

Noch sind wir Pioniere, Vorreiter, müssen Wege suchen und schaffen. Aber je mehr von uns zeigen, dass Mental Health ihnen wichtig ist, desto mehr können wir erreichen.

#mentalhealthrocks #mentalhealthadvocate #redenhilft #zuhörenauch

Oh Mann, Depression!

Lesezeit: 4 minuten

Oh Mann, Depression!

Ein Beitrag von Marcel. Darüber, wie sich die Depression für ihn angefühlt hat. Darüber, dass Männer die Krankheit anders erleben als Frauen. Und darüber, es dringend an der Zeit ist, über gewisse Klischees hinweg zu kommen.


Vorwort von Dominique

In den letzten Jahren habe ich verstanden, dass Männer psychische Probleme anders erleben. Sie anders damit umgehen. Sie sich anderen Vorurteilen und Klischees stellen müssen. Dass Fußball in unserem Land wohl unter anderem deswegen so wichtig ist, weil vor allem viele Männer hier „Emotionsoutsourcing“ betreiben können: Im Stadion darf geweint, umarmt, gejubelt, getrauert, berührt werden.

Ich habe aber leider auch verstanden, dass bei Männern noch viel mehr als bei Frauen der gesellschaftliche Druck ist, der davon abhält, sich Hilfe zu suchen. Und deswegen bedanke ich mich bei jedem Mann, der offen auch über seine unschönen Gefühle spricht. Oder dass er überhaupt welche hat. Der zugibt, dass auch er sensibel ist. Der sich so akzeptiert, wie er ist. Der nicht länger das „Starke-Mann-Theater“ mitmacht.

Und ich habe verstanden, dass es für Männer andere Angebote braucht um zu schaffen, dass sie sich mit sich selber beschäftigen. Deswegen bin ich großer Fan von Jeremy Forbes und seiner Baumarkt-Idee oder AndysManClub. So gern ich würde, aber an dieser Stelle ist mein Einfluss wohl beschränkt. Deswegen bin ich um so froher, dass es Männer gibt, die das übernehmen. So wie zum Beispiel Matt Haig, der inzwischen eine Art Symbolfigur geworden ist. Oder wie die beiden Beispiele oben. Oder eben unseren Marcel. Danke, dass Du Dich traust!


Ich habe mir ganz, ganz lange Gedanken darüber gemacht, wie ich das Thema „männliche Depression“ angehen oder beschreiben soll. Das Thema scheint ja im Moment überlagert von dem Begriff der „toxischen Männlichkeit“. Dieser Begriff, ich versuche ihn bewusst zu vermeiden, soll uns ja sagen, dass Männer, die weder Gefühle zeigen noch Schwäche zulassen, irgendwann mit psychischen Problemen zu kämpfen haben.

Phänomen Geschlechterparadox

Ich möchte den Begriff zunächst einmal außen vor lassen und an dieser Stelle ein Phänomen benennen, das in der Psychologie Fragen aufwirft. Das Geschlechterparadox beim Suizid zeigt nämlich, dass auf zwei depressive Frauen „nur“ ein depressiver Mann kommt. Auf der anderen Seite nehmen sich aber dreimal mehr Männer das Leben.

Warum ist das so? Männer neigen wohl eher dazu, eine Fassade aufrecht zu erhalten. Während bei einer Frau die Symptome einer Depression ziemlich schnell auf dem Tisch liegen, versucht ein Mann das Bild eines funktionierenden Individuums zu vermitteln. Der Mann passt kurz gesagt nicht so wirklich in das Diagonsebild „Depression“. Und fällt dann mehr oder weniger durch das Raster.

Das klingt ja schon wirklich wie eine vernünftige Erklärung. Psychische Probleme bei Männern werden weniger häufig diagnostiziert, weil die Symptome nicht zur Krankheit passen. Oder welcher Arzt würde bei Zahnschmerzen auf einem gebrochenen Zeh schließen? Ganz blödes Beispiel, ich weiß, aber es soll der Veranschaulichung dienen.

Nun bin ich ein Mann aber ich muss ehrlich sagen, mit den Problemen eines Mannes musste, durfte oder wie auch immer ich mich nie auseinandersetzen. Ich hatte nie Probleme damit, offen über meine Gefühle zu sprechen oder Schwäche zuzulassen. Die Diagnose Depression lag bei mir wie auf dem Silbertablett serviert vor den Füßen meines Therapeuten. Und dennoch liegt es mir am Herzen, über männliche Depression zu schreiben.

Warum? Nun ja, so ganz bin ich dann doch nicht ohne „typisch männliche“ Phänomene durch meine Depression gekommen. Und jetzt muss ich dann doch benutzen, den Begriff der toxischen Männlichkeit.

Wie sieht er aus, der „Idealtyp Mann“?

Ich war nie Macho, nie der Aufreißer und dennoch hat mich der Begriff – oder sagen wir besser: das was er suggeriert – sehr lange in der Therapie begleitet. Ich wollte irgendwann nicht mehr dieser sensible, rücksichtsvolle Mann sein, zu dem die Menschen… Frauen kommen, um sich auszuheulen. Ich wollte extrovertiert, unsensibel sein, weil ich diese Gefühle satt hatte.

Dieses ganze Gefühlsgedusel hat mich, so habe ich geglaubt, erst dort hin gebracht wo ich stand: Nämlich in einer dicken, fetten Depression. Meine Freundin hatte mich verlassen und ich war Schuld daran. Ich konnte ihr nicht das bieten, was sie brauchte, ich war schwach. Der Fehler lag ganz bei mir.

Ich wollte schlicht und ergreifend einer dieser idealtypischen Männer sein, wie sie uns nur allzu oft vorgezeigt werden. Starke, selbstbewusste, ach sagen wir ruhig selbstverliebte Männer. An deren Schultern sich die Frau ausheulen kann. Ein Mann ist stark und Emotionen kennt er nur aus dem Duden.

Mich hat nicht das „Mann-Sein“ belastet, mich hat das „Nicht-Mann-Sein“ belastet. Genau wie sich Frauen an den Schönheitsidealen abarbeiten, die sie aus der Werbung und den Medien suggeriert bekommen, so gibt es genauso Männer, die sich am Idealtyp Mann abarbeiten. Das ist so logisch wie unlogisch. Logisch, weil es wohl jeder und jede nachvollziehen kann, unlogisch weil es doch, wenn wir ganz ehrlich sind, total Banane ist.

Banane, weil wir uns doch einfach so akzeptieren sollten wie wir sind. Nicht, weil wir resignieren sollten. Sondern ganz einfach, weil wir genau so perfekt sind wie wir sind. Vielleicht bin ich an dieser Stelle etwas weit weg von dem Thema dieses Blog-Artikels. Doch mir ist es wichtig zu sagen, dass wir nicht Idealtypen hinterherrennen sollten, die doch am Ende gar nicht so ideal sind. Der Idealtyp von uns lächelt uns jeden Morgen im Spiegel an und wartet eigentlich nur darauf, genauso akzeptiert zu werden.

Niemand ist perfekt – Leider geil!

Für diese Erkenntnis, die hier und jetzt in ein paar Zeilen abgearbeitet wird, habe ich aber sehr lange gebraucht. Eigentlich geht es ja nicht um mehr oder weniger als sich so zu akzeptieren wie Mann ist. Das Wortspiel konnte ich mir nicht verkneifen. Und wenn das am Ende vom Tag heißt, dass ich eben ein sensibler, introvertierter Mann bin, der vielleicht auch mal in den Arm genommen werden will, dann ist das halt so. Nein, es ist gut so. Oder wie ich zu sagen pflege: Niemand ist perfekt – leider geil.

Es mag sie geben, die Depression bei Männern und die Depression bei Frauen und es ist auch mehr als sinnvoll, dafür nicht die gleichen Maßstäbe anzusetzen. Weil die Symptome und auch der Krankheitsverlauf unterschiedlich sind. Doch am Ende bin ich kein Psychologe oder ähnliches, der hier wirklich ein fundiertes Statement abgeben könnte. Ich bin nur ein Schreiberling, der sich ohne Wehmut vom Idealtyp Mann verabschiedet hat und damit sehr glücklich ist.

Crowdfunding-Kampagne für BERG & MENTAL

Lesezeit: 8 minuten

Crowdfunding-Kampagne für BERG & MENTAL

ES IST SOWEIT!!! ? Die Crowdfunding-Kampagne für BERG & MENTAL – Die Mental Health Hütte ist endlich gestartet. Nun können wir offiziell Trommeln, Sammeln, Erzählen, Weitersagen und euch – für die Dauer der Kampagne – vielleicht auch ein klein wenig auf die Nerven gehen. Denn das hier ist mal richtig, richtig wichtig. Für uns. Aber ja irgendwie auch für euch.


Damit ihr einen Überblick bekommt, warum wir diese Kampagne eigentlich machen, wie viel Geld wir uns erhoffen, was wir mit dem Geld anstellen, warum immer wieder vom Deutschen Integrationspreis die Rede ist und wie ihr uns – außer mit Geld – noch unterstützen könnt, darum gibt es diesen Artikel. Wir sagen schon Mal DANKE und sind gespannt, was uns in den nächsten Wochen erwartet.

DIE HARD FACTS ZUR CROWDFUNDING-KAMPAGNE

Link: BERG &MENTAL auf startnext

Zeitraum: 7. Mai 12:00 bis 6. Juni 14:00

Ziel: mindestens 75.000 €


Das Wichtigste in Kürze:

  • Je höher die Anzahl der Unterstützer desto besser – Das hat mit dem Deutschen Integrationspreis zu tun (s. unten)
  • Spenden geht nur direkt über Startnext – keine Umwege (nur bei sehr großen Beträgen lässt die Crowdfunding-Plattform da mit sich reden)
  • Wir können leider keine Spendenquittungen ausstellen. In manchen Fällen könnt ihr die Ausgabe als betriebliche Ausgabe steuerlich absetzen (da aber bitte euren Steuerberater direkt fragen)
  • Erzählt bitte jedem, mit dem ihr sprecht, von der Kampagne. Wer BERG & MENTAL und Crowdfunding googelt findet uns =)

Warum eine Crowdfunding-Kampagne?

Nun, so einen Traum wie BERG & MENTAL in die Tat umzusetzen ist natürlich leider nicht ganz ohne Geld zu machen. Da keiner von uns heimlich Millionär ist, gerade im Lotto gewonnen oder einen reichen Stiefonkel auf den Malediven sitzen hat, muss das Geld woanders herkommen.

In den letzten Wochen haben wir viele, viele Gespräche mit der Stadt, dem Bezirk, Stiftungen und Krankenkassen geführt. Mit dem Ergebnis: Jeder einzelne dieser Gesprächspartner ist begeistert von der Idee und stimmt uns absolut zu, dass Bedarf da ist. Da unser Ansatz so neu bzw. innovativ ist, passen wir im Moment noch nicht in die etablierten Förderstrukturen. Das bedeutet übersetzt: Bevor die ersten Förderungen bei uns ankommen, vergehen sicher zwei Jahre. Also müssen wir auf anderen Wegen an Geld kommen. Zum Beispiel über eine tolle Crowd wie euch!

Also haben wir uns dazu entschieden, die nicht-mehr-ganz-so-neuartige aber inzwischen etablierte Möglichkeit des Crowdfundings zu wählen. Jeder, der unsere Idee gut findet, kann uns unterstützen. Mit dem Betrag, der für ihn gut und machbar ist. Für wen Crowdfunding noch eine große Unbekannte ist, für den haben wir ein kleines Erklärvideo der IHK vorbereitet:

Was habt ihr von dem Ganzen?

Im Leben geht’s bergauf und bergab. Jeder von uns kennt das. Und es ist ok. Es ist ok, dass es Dinge gibt, die uns das Leben schwer machen; Tage, an denen alles zu viel ist; Gedanken und Gefühle, die wir einfach nicht denken und fühlen wollen. Und wir wissen, dass kein Kaffee der Welt daran etwas ändern kann. Aber zu wissen, dass man damit nicht allein ist, dass es einen Ort gibt, wo niemand von Dir verlangt, immer gut drauf zu sein, das kann etwas ändern. Es kann der Schluck Hoffnung sein, der diese Dinge, Tage, Gedanken und Gefühle ein wenig erträglicher macht.

Mit jeder Spende dabei helft ihr mit, das Thema Mental Health sichtbarer zu machen. Ihm die Klischeebilder zu entreißen und immer mehr Leuten zu zeigen, dass man auch ganz normal über psychische Probleme reden kann. Denn auf unsere Art und Weise haben wir alle damit zu tun. Und oben drauf gibt’s das gute bis geile bis hammergeile Gefühl, eine richtige und wichtige Sache unterstützt zu haben – Karma lässt grüßen. Ihr tragt dazu bei, dass wir einen – oder in Zukunft vielleicht sogar mehrere Orte – schaffen können, an dem (auch) solche Dinge Platz haben.

Denn BERG & MENTAL wird ein Ort sein, der sich um den Teil von uns kümmert, um den wir uns zu wenig kümmern: Uns selbst, unser Befinden, unsere psychische Gesundheit. Hier könnt ihr, müsst aber nicht reden. Es gibt Menschen, mit denen ihr gemeinsam allein sein könnt, aber nicht allein bleiben müsst, wenn ihr es nicht wollt. Hier wird geredet, zugehört, gelernt, gelacht, geweint, gefreut, gewachsen, aufgeladen, aufgetankt, bestärkt, ermutigt, umarmt. Ein Ort, an dem ihr euch nicht verstellen müsst. Ein Ort, an dem ihr merkt, dass ihr hier richtig seid. Diesen Ort wollen wir gemeinsam mit euch schaffen.

Was machen wir mit dem Geld?

Nun, da muss die Frage wohl eher lauten: Was machen wir mit WIE VIEL Geld? Und leider auch: Wie viel kommt nach Steuern etc. wirklich bei uns an? Denn ja, steuerrechtlich gesehen sind Crowdfunding-Beträge Betriebseinnahmen und müssen als solche besteuert werden. Das haben wir mit bedacht, wird aber deswegen nicht weniger weh tun.

Weniger als 10.000:

Nun, das wäre in der Tat gar nicht schön. Wenn wir unser 1. Fundingziel nicht erreichen, dann bekommen wir keinen Cent. Auch wenn wir 9.999€ gesammelt hätten. So funktioniert das Crowdfunding bei startnext bzw. das sind die Regeln des Deutschen Integrationspreises.

Dann müssten wir uns in der Tat Gedanken machen, ob unsere Idee vielleicht doch gar nicht so gut ist, wie wir denken? Aber irgendwie glauben wir nicht so recht, das dieser Fall eintreten wird *auf Holz klopf*.

Mehr als 10.000:

Wenn wir unser 1. Fundingziel erreichen und mehr als 10.000 € sammeln, dann ist das schon mal eine richtig, richtig gute Grundlage. Und eine Bestätigung dafür, dass unsere Idee einen Nerv trifft.

Aber es macht natürlich einen Unterschied, ob wir 10.001€ oder 74.999€ zusammen bekommen. In unserem Businessplan stehen knallharte Zahlen. Inwieweit die aber am Ende Realität werden, hängt stark von der Immobilie ab, die wir letztlich finden. Im Hinterkopf ist auf jeden Fall die Idee, wenn durch die Kampagne nicht genug zusammen kommt, mit einem Kredit der Bank nachzuhelfen.

Mehr als 75.000:

Wenn wir unser 2. Fundingziel in Höhe von 75.000 € erreichen dann werden erstmal Tränen der Freude und Rührung fließen – soviel ist sicher. Und gleich danach wird ein nicht schöner, aber sehr ehrlicher Freundentanz aufgeführt werden.

Denn mit so viel Geld können wir schon ordentlich was anstellen. Auch nach Abzug von Steuern Co bleibt uns noch genug, um eine Grundausstattung für BERG & MENTAL anzuschaffen – Stühle, Tische, Lampen, Wände schön, Kaffeemaschine, Tresen, Beamer, Whiteboards & Co. Erste Seminare, Kaffees, Kuchen, Produkte und vor allem eine richtig schöne Eröffnungsfeier, zu der ihr hoffentlich alle kommt!

Viel mehr als 75.000:

Und was, wenn wir eine irrsinnige Summe wie 100.000€ sammeln sollten? Oder sogar noch mehr? 150.000? (Dank unserer tollen Gründungsberaterin bereiten wir uns auch auf diesen Fall vor.) Nun, dann werden wohl noch einige Tränen mehr fließen, der Freudentanz noch deutlich ausdrucksstärker und sich ein paar mehr Sorgen in den Hintergrund verkrümeln können. Und unsere gemeinsame Eröffnungsfeier wird dann auch ein bisschen größer ausfallen.

Dann können wir den Laden so nachhaltig einrichten, wie wir gerne möchten. Müssten keine Kompromisse bei Qualität und Materialien eingehen. Sowohl die Immobiliensuche als auch ein eventueller Umbau ließen sich damit stemmen, was die Suche wiederum erleichtert. Außerdem hätten wir dann zumindest für die Anlaufphase den Betrieb gesichert, bis die Hütte sich selbst tragen kann. Ihr merkt schon, allein bei dem Gedanken an so einen Traumstart ins BERG & MENTAL-Leben bekommen wir Gänsehaut. Das wäre einfach ein Traum.

Und wenn das Geld am Ende einfach nicht reicht?

Dann heißt das nicht, dass wir BERG & MENTAL aufgeben. Sondern der Weg zur Umsetzung nur ein wenig anders aussieht. In diesem Falle lautet der Masterplan, mit einem Kredit der Bank nachzuhelfen. Eine große Münchner Bank hat sich auf Startups in Kombination mit Crowdfunding spezialisiert. Was bedeutet, dass eine gewisse Anzahl an Unterstützern ihnen als Proof-of-Concept reicht und wir somit je nach Crowdgröße gute Chance haben.

Wie könnt ihr uns (noch) unterstützen?

Vielleicht würdet ihr uns ja gerne gleich am liebsten die 150.000€ bar in die Hand drücken, aber euer Sparschwein lässt sich grad absolut auch nicht den kleinsten Betrag abnehmen? Dann könnt ihr uns trotzdem helfen und unterstützen:

  • Erzählt den Menschen von unserer Idee, unserem Traum, unserem Vorhaben, unserer Kampagne.
  • Ist euch in München eine Immobilie aufgefallen? Ist euer Onkel Vermieter? Wisst ihr, dass bald jemand seinen Laden abgeben möchte? Dann her mit den Infos!
  • Ihr seid selber Therapeuten, Seminarleiter, gebt Workshops oder könnt euch auf andere Art und Weise vorstellen, im BERG & MENTAL einen Beitrag zu leisten? Wir suchen jetzt schon nach spannenden Partnern die helfen, unsere Räume und Stundenpläne zu füllen. Ob Achtsamkeit, Yoga, Zeitmanagement, Ernährung oder knallharte Psychologie – so lange es was mit unserer psychischen Gesundheit zu tun hat, freuen wir uns auf eure Beiträge.
  • Ihr seid mehr praktisch veranlagt? Bastelt, sägt, malt und/oder schreinert gerne? Und/oder ihr habt eine Tante, die noch Möbel von ihrer alten Hütte in der Scheune hat? Oder möchtet auf andere Art und Weise konkret und in Form von Gegenständen oder Hand-anlegen dabei mithelfen, BERG & MENTAL aufzubauen? Dann her mit euch.
  • Erzählt JEDEM den ihr trefft, mit dem ihr redet oder mit dem ihr über die sozialen Medien vernetzt seid, von unserer Kampagne. Dem alten Schulfreund, der Kassiererin im Supermarkt, der Familie bei Kaffee & Kuchen. Wir brauchen jeden.

In Kürze: Wir suchen also außer Geld vor allem eine Immobilie. Außerdem eine komplette Café- bzw. Hütten- bzw. Seminarraumausstattung. Sowie Helfer, Unterstützer, Kontakte, Weitererzähler, Handwerker, undundund.

Warum „Deutscher Integrationspreis“?

Seit die Idee zu einem Mental Health Café in unsere Köpfe gesprungen ist, haben wir immer wieder und weiter Ausschau gehalten nach Wettbewerben und Ausschreibungen, die thematisch zu uns passen. Darum sind wir mittlerweile Profis im Anträge und Bewerbungen ausfüllen. Unter anderem ist uns da auch der Deutsche Integrationspreis (DIP) der gemeinnützigen Hertie-Stiftung unter gekommen.

Wer bei Integration nur an Religion und Hautfarbe denkt, denkt noch nicht groß genug. Uns geht es darum, ein ganzes Thema in die Gesellschaft zu integrieren. Denn im Gegensatz zu uns Menschen diskriminieren psychische Krankheiten nicht. Ihnen ist egal, welche Hautfarbe du hast, wie hoch dein Kontostand ist, an wen du glaubst, wen du liebst, was auf deinem Türschild oder Abschlusszeugnis steht, wen du wählst, wie du dich ernährst, aus welchem Land du kommst oder wie alt du bist.

Das und die Tatsache, dass praktisch jeder von uns einmal im Leben direkt oder indirekt mit dem Thema der seelischen Gesundheit zu tun hat, ist für uns Grund genug, es endlich dahin zu holen, wo es hin gehört: raus aus der Tabuecke, weg mit der vorgehaltenen Hand – rein in den Alltag, in Gespräche und in die Mitte der Gesellschaft damit.

Und so hat es uns natürlich sehr gefreut, als wir in die zweite Runde des DIP eingezogen sind, und somit die Teilnahme am Crowdfunding-Wettbewerb für uns möglich wurde. Das schöne und tolle am Wettbewerb ist, dass die knapp 40 Projekte mehr mit- als gegeneinander an den Start gehen. Es wird sich unterstützt, gepusht, motiviert und füreinander geworben. Denn jedes einzelne Projekt möchte etwas verändern, verbessern, hat einen Traum – und irgendwie wollen wir alle gegenseitig unsere Träume in Erfüllung gehen sehen.

Vorteile des Wettbewerbs?

Neben diesem tollen Spirit hat es aber noch weitere Vorteile, im Rahmen eines solchen Wettbewerbs an den Crowdfunding-Start zu gehen. So durfte unser lieber Marcel drei Tage lang in Frankfurt geballtes Crowdfunding-Wissen aufsaugen. Und auch darüber hinaus stehen uns diverse Experten und Profis in der Vorbereitung und auch während der Kampagne mit Rat und Tat zur Seite. Ebenso profitieren wir natürlich von all der medialen Aufmerksamkeit, die der DIP mit all seinen tollen Projekten bekommt. Von gemeinsamen Pressemitteilungen bis zu Berichten über andere Wettbewerber, über die wieder mehr Menschen auf Startnext schauen.

Aber mit das Tollste ist wohl, dass dank der Hertie-Stiftung zusätzlich zum Geld der Kampagne noch Preisgelder vergeben werden. Und zwar gar nicht mal so wenig: Insgesamt vergibt die Stiftung 150.000 €. Das Projekt, dass die meisten Unterstützer um sich versammeln kann, bekommt unfassbare 20.000€!!! Und das Projekt mit der zweitgrößten Crowd 17.500€. Das geht weiter bis Platz 20, der nochmal 2.500 bekommt.

Das war aber immer noch nicht alles. Denn zusätzlich vergibt eine Jury nochmal 50.000 € Preisgeld. Diese Jury entscheidet nach den folgenden Qualitätskriterien: Lösungsansatz, Innovativität, soziale Wirkung, Entwicklung und Skalierbarkeit, Einbindung der Projektzielgruppe, besondere Herausforderungen im Umfeld. In den letzten Jahren gingen so an den 1. Platz nochmal 50.000€, an den 2. Platz 30.000 und an den 3. 20.000 €.

Da nimmt man doch gerne die paar Nachteile bzw. Einschränkungen in Kauf, die der Wettbewerb so mit sich bringt. Wie zum Beispiel eine bestimmte Kampagnenlaufzeit, die mit vier Wochen recht kurz ist. Oder… Hmmm, irgendwie wars das schon mit den Nachteilen.

Crowdfunding – So geht’s:

Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, uns dabei zu unterstützen, in München Deutschlands erstes Mental Health Café zu eröffnen, dann ab mit euch zu Startnext. Wie genau das dort dann funktioniert, das könnt ihr euch hier nochmal anschauen:

DANKE!!!!

Und zu guter Letzt! Danke. An jeden von euch. An all eure Zuschriften und positiven Rückmeldungen, die uns jetzt schon erreicht haben. Für all eure Unterstützung – ob finanziell, moralisch, tatkräftig und/oder weitererzählend. Ohne euch wären wir nicht dort, wo wir heute stehen – an der Startlinie des DIP, mitten drin in einer Crowdfunding-Kampagne und einige Schritte näher dran, unseren Traum in die Tat umzusetzen. Danke!

E-Health in der Psychologie

Lesezeit: 4 minuten

E-Health in der Psychologie

Ein Gastbeitrag von Alex, unserem neuesten TtB-Team Zuwachs =) Sie studiert in Innsbruck Psychologie und interessiert sich vor allem für die Entwicklungen im digitalen Bereich rund um Mental Health. Daher hier dieser Überblick bzw. diese Einführung ins Thema.

Unpersönlich und Gefährlich? Oder doch die Zukunft der Psychotherapie? Es gibt viel Diskussion um die neuste Entwicklung der Gesundheitsversorgung – die Verbindung von Gesundheit und Technologie = E-Health.


Was ist E-Health überhaupt?

E-Health ist ein Begriff der viel verwendet und weit gespannt ist. Gemeint sind damit alle Therapiemöglichkeiten die durch Technik Gesundheit, Wohlbefinden und die Gesundheitsversorgung verbessern. Für die Psychologie spricht man genauer von E-Mental-Health. Dabei gibt es drei große Bereiche, in die die Möglichkeiten der Anwendungen aufgeteilt werden können: Selfcare, Supported Care und Public Health.

1. Selfcare

Selfcare ist der Anwendungsbereich, in dem kein Psychotherapeut oder sonstiger Experte aktiv involviert ist. Daher dient er eher der Prävention als akuten Behandlung von psychischen Krankheiten. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Apps nicht unter professioneller Expertise entwickelt wurden.

So gibt es beispielsweise verschiedenste Apps, die Stress über Fragebögen oder biometrische Daten erfassen und dem Nutzer Tools zur Stressvermeidung oder Stressbehandlung bieten. Apps die einen ähnlichen Aufbau haben sind auch bei Krankheiten wie Depressionen oder Angststörungen recht verbreitet. Darüber hinaus fallen informative Webseiten, Entscheidungshilfen und Communities zur gegenseitigen Unterstützung auch in diesen Bereich von E-Health.

2. Supported Care

Der zweite große Anwendungsbereich ist „Supported Care“. Hier ist nicht nur der Patient aktiv involviert, sondern auch ein Experte. Zum einen ist hier die Online-Therapie ein großes Feld. Patienten können Online mit ihren Therapeuten im Video-Chat kommunizieren. Oder verschiedene Übungen, meist aus dem Bereich der kognitiven Verhaltenstherapie, ausführen. Diese können dann in einem Gespräch oder einer persönlichen Sitzung mit dem Therapeuten nachbearbeitet werden.

Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Nutzungsmöglichkeiten, die den Therapeuten unterstützen können. Besonders viele Apps spezialisieren sich auf den Bereich Monitoring. Sie bieten eine einfache Lösung Essverhalten, Stimmungen und auch Verhaltensmuster in einem Journal festzuhalten. So kann sowohl der Therapeut als auch der Patient ein Verhalten einfach beobachten und analysieren.

3. Public Health

Als letzten Zweig gibt es noch Public Health. Dieser Bereich ist am unbekanntesten und es gibt bisher auch besonders im Bereich Mental Health wenige Beispiele. Wichtig, ist dass es hierbei um die Gesellschaft und nicht um das Individuum geht. Daher sind hier neben Patienten und Therapeuten meist auch die Regierung oder Non-Profit-Organisationen involviert.

Es geht dabei beispielsweise um die Verbreitung von Gesundheitsstandards. Beispielsweise das richtige Benutzen von Antibiotika oder die Schulung von Personal mithilfe eines Onlinetools. Oder auch die Aufklärung der Bevölkerung im Umgang mit Grippewellen.

Vorteile von E-Health

Es gibt also viele verschiedene Möglichkeiten E-Health anzuwenden. Aber das heißt natürlich noch lange nicht, dass es auch wirklichen sinnvoll ist, Therapie und die Gesundheit der Menschen mit Technologie zu verbinden. Damit ihr euch dazu ein Bild machen könnt, kommen wir nun zu den Vorteilen von E-Health und schauen später auf mögliche Probleme.

Einer der Wohl wichtigsten Vorteile digitaler Medien im Vergleich zum konventionellen Gesundheitssystem ist die viel einfachere Verbreitung der Leistungen. Unabhängig von Ort und Zeit können Patienten auf Therapie zugreifen. Und so ihren gesundheitlichen Status verbessern. Kein Warten mehr auf einen Therapieplatz. Keine Therapeutenknappheit in ländlichen Regionen stellt hier ein Hindernis dar. Das bedeutet auch, dass keine Gesellschaftsschicht abgehängt wird. Denn weder räumliche Abgeschiedenheit, körperliche Immobilität oder auch in einigen Fällen die monetäre Situation haben eine Auswirkung auf den Zugang zur Behandlung.

E-Health schafft also Gleichheit und Zugang zur Therapie. Im Zuge des Zugangs ist auch noch ein wichtiger Aspekt, dass viele Patienten sich nicht trauen in eine therapeutische Praxis zu gehen. Das Stigma um psychische Krankheiten ist internal und external oft einfach zu groß. Eine Therapie jedoch, die anonym ist und von zuhause aus stattfinden kann, ist eine weitaus geringere Barriere.

Chancen für Patienten

Des Weiteren bietet E-Mental-Health die neue Möglichkeit, den Patienten noch mehr in die Therapie zu involvieren. Er kann entscheiden wann und wo er die Therapie macht. Kann die eigenen Daten einsehen und reflektieren und ist somit viel informierter und im besten Fall engagierter. Das Engagement kann durch interaktive Übungen ohne den Therapeuten oder zum Beispiel digitale Erinnerungen an die Aufgaben und Ziele noch weiter verstärkt werden. Diesen Zugang hat ein Therapeut mit einer wöchentlichen Sitzung beispielsweise nicht.

Auch die Qualität der Therapie kann durch die Digitalisierung verbessert werden. Regulationen und Standards können einfacher umgesetzt werden. Durch den innovativen Charakter der Anwendungen werden veraltete Methoden überdacht und Raum für neue geschaffen. Was nicht bedeutet, dass bewährte Therapieformen keine Anwendungen finden. So ist beispielsweise die kognitive Verhaltenstherapie in sehr vielen Apps und Tools die Grundlage.

Als letzter Aspekt ist die Steigerung der Effizienz und Effektivität zu nennen. Diese Wörter klingen im Bezug mit der Gesundheit von Menschen zunächst fehl am Platze. Allerdings muss man diese nicht zwangsweise im Sinne von „Steigerung von Gewinn“ beleuchten. Sondern sehen, was eine vergünstigte Therapie bedeutet.

Gerade in Deutschland haben wir massive Probleme all die Menschen zu erreichen, die ein psychische Krankheit haben. Geschweige denn diese aufzuklären, die noch keine haben. Kostet eine Therapie weniger für das Gesundheitssystem und sind weniger Therapeuten involviert, schaffen wir es viel mehr Menschen zu erreichen und so die psychische Gesundheit unserer Gesellschaft zu verbessern.

Trotzdem noch lange nicht perfekt

Trotz vieler Vorteile, bergen E-Health-Anwendungen natürlich auch einige Probleme. Fehlende Nutzerzentriertheit und daraus resultierend fehlende Unterstützung der Nutzer können dazu führen, dass diese bei Übungen nicht am Ball bleiben und unmotiviert sind. Es ist sehr wichtig, dass die Entwicklung in jeglicher Hinsicht immer mit dem Fokus auf den Nutzer geschieht. Dazu gehört ein ansprechendes Design und abgestimmter Inhalt. Auch fehlendes Vertrauen in Online-Anwendungen und fehlendes technischen Verständnis führen in manchen Fällen zu fehlendem Erfolg von E-Health.

Hier ist vor allem eine ausführliche Aufklärung und Darstellung des Mehrwerts wichtig! Der Nutzer muss die Anwendung gerne ausführen. Darüber hinaus, gibt es in vielen Fällen immer noch legale Probleme und eine fehlende Standardisierung. Das führt leider auch zu unseriösen Angeboten und damit zu einer Schädigung des Rufs von E-Health. Es bräuchte hier besonders gesetzliche Regelungen und beispielsweise ein Gütesiegel, welches seriöse und klinisch getestete Angebote von unseriösen abgrenzt.

Mein Fazit:

Alles in allem ist E-Mental-Health ein sehr facettenreiches Thema, welches (noch) nicht ohne Probleme auskommt. Meiner Meinung nach ist aber die Möglichkeit so wahnsinnig viele Menschen zu erreichen, die sonst niemals Hilfe im Bereich psychischer Gesundheit kriegen würden, eine riesige Chance für unsere Gesellschaft. Psychisches Wohlbefinden muss mehr thematisiert werden und sollte jedem Menschen ermöglicht werden. Dabei ist und wird E-Mental-Health ein sehr wichtiges Werkzeug sein.

Zum Weiterlesen:

Das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit zum Thema E-Mental-Health

Ein Artikel aus dem Ärzteblatt zum Thema

Link zum Online-Depressions Tool iFightDepression

Die Psychotanten Podcast-Folge zum Thema Online-Beratung