Penang | eine Insel mit nem Hügel…
In Singapur haben wir gemerkt, wir wollen nicht Stadt. Wir wollen irgendwie…. was anderes. Vielleicht mit Strand. Aber auch Kultur. Und irgendwie so. Die Wahl viel auf Penang, eine Insel nördlich von Kuala Lumpur. Die Woche in kurz: bergauf, Ruhe und ein beissender Bürgersteig
Aber zum Anfang. Nachdem wir uns für die Insel entschieden hatten, mussten wir da ja noch irgendwie hinkommen. Da wir ein bisschen zu lange gezögert und überlegt haben, war der einzige Zug leider schon ausgebucht. Fliegen? Zu teuer, zu umweltkaputtmachig – und man sieht so wenig. Also das Transportmittel Nr. 1 der Einheimischen und Backpacker gewählt – den Bus. Aber dann wenigstens die „Luxus-Variante“ für ein paar Euro mehr. Mit extra wenigen und dafür extra breiten Sitzen. Tschüss, Singapur. Wir sehen uns im Februar!
Der lange Weg ist das Ziel
Erstmal hieß es aber noch Spannung statt Entspannung. Denn es gab ja noch eine Grenze zu passieren. Dies lief in etwa so ab: Brücke zwischen Singapur und Malaysia. Eine Brückenseite – alle raus aus dem Bus, einmal laufen, Pass zeigen, wieder laufen, richtigen Bus finden. Bus fährt über die Brücke. Andere Brückenseite: alle raus aus dem Bus (diesmal mit Gepäck), Pass zeigen, Gepäck durchleuchten, wieder laufen, richtigen Bus finden. Sache erledigt. Froh, dass alles reibungslos geklappt hat und wir wieder im richtigen Bus saßen, widmeten wir uns nun der Entspannung. Sitze zurücklegen, Schlafmasken auf und erstaunlich gut schlafen.
Als die Augen das erste Mal Tageslicht erspähen sieht es draußen dann auch schon ganz anders aus als in Singapur. Grüner, hügeliger Dschungel so weit das Auge reicht. Morgengrauen, Nebel. Wunderschön. Bald darauf Häuser, Hütten, Villen und Stände an der Straße. An uns fliegt Alltag vorbei und die Augen können nicht so schnell schauen, wie der Bus fährt. Straßenhunde, interessante Mofa-Konstruktionen und deutlich mehr bekopftuchte Frauen. Wir fühlen uns endlich ein wenig fremd.
Immer mal wieder hält der Bus. Mal zum Pause machen, mal um Leute aussteigen zu lassen. Mal ohne Grund. Wir brauchen also ein wenig, bis wir merken, dass der Busfahrer von vorne aus mit uns redet. Offensichtlich will er uns sagen, dass wir aussteigen sollen. Draußen nur Straße und Rand. Nun gut, er wird schon wissen, was er tut.
Und das hat er auch. Denn nach kurzem, ratlosen im-Kreis-drehen begreifen wir, dass wir an einem Fährterminal aussteigen durften. Ist ja schließlich ’ne Insel, auf die wir wollen. Macht also irgendwie Sinn. Nach Währungsproblemen und Wartezeit setzen wir endlich über.
Hier werden wir auf jeden Fall schon etwas neugieriger beäugt, aus vielen großen und kleinen asiatischen Gesichtern. Die Zahl der Langnasen hat deutlich abgenommen. Und wir verstehen kaum noch, was um uns herum geredet wird. Geschweige denn können wir Schilder lesen. Und auch das allgemeine Sauberkeits- und Zustandslevel der Dinge um uns herum hat ein wenig abgenommen. Fühlt sich immer mehr schön fremd an. Vielleicht nähern wir uns langsam dem Asien unserer Vorstellungen. Oder Erwartungen.
Penang = Asien?
Die nächsten Tage verbringen wir mit einer Mischung aus Sightseeing, Arbeiten, Essen und süßem Nichtstun. Und langsam kommt uns die Sache auch wie ein Urlaub vor.
Georgetown haben wir uns beide ein wenig anders vorgestellt. Angepriesen wird die Stadt allseits als UNESCO-Weltkulturerbe mit vielen kolonialen Gebäude. Die gibt es auch. Aber viel mehr gibt es postblütezeitliche Bauten aller Art und Größe. Mal schick, mal abgewrackt. Und alles dazwischen. Läden und Stände die alles nur erdenkliche anbieten. Aber häufig nur eine Sache pro Laden. Die dann aber in allen erdenklichen Formen, Variationen, Farben, Dicken oder Größen. Reis, Nähmaschinen, Korbmöbel, Gummireifen, Rohre, Warnschilder, Räucherstäbchen, Lampions . Insgesamt ein ziemliches Durcheinander. An Farben, Kulturen, Religionen, Gerüchen, Küchen und Epochen. Schön hier. Und anders. Viel zu sehen und zu entdecken.
Leider beschließt der Gehweg bei unserer Bushaltestelle am nächsten morgen spontan, meinen Fuß essen zu wollen. Eben stand ich noch geduldig wartend da, (viel anders bleibt einem auch nicht übrig. Fahrplan? Ach ne. Angeschrieben steht, dass der Bus etwa alle 15 bis 20 Minuten kommt. Reicht.) schon war ich eine Etage tiefer und ein paar Schmerzen und Kratzer reicher. Aber von so was lasse ich mich bekanntermaßen ungern abhalten. Wie ziehen trotzdem los und bleiben bei unserem Plan, den 800 Meter Hohen Inselberg zu besuchen. Zum Glück will der Penang Hill nicht zu Fuß erklommen werden, sondern mit einem „funicular train“, also einer Standseilbahn.
Die Aussicht von oben auf die Stadt und die Insel ist wirklich atemberaubend. Noch schöner sind allerdings die 5/6 Grad Temperaturunterschied zu unten. So schön kühl. Nachdem Arvid sich oben die Finger wund fotografiert hat widmen wir uns schnell dem ursprünglichen Plan, 5km bergab zu den Botanical Gardens zu laufen. Ganz tolle Idee, sagt mein Fuß dazu. Wenigstens hat sich der Weg gelohnt. Unten angekommen können wir in schöner Umgebung und nur mit ein paar Affen als Gesellschaft die Ruhe hier genießen.
Tempel, Strand und Schlange(n)
Mein Highlight der Insel war definitiv der Kek Lok Si Tempel. Dabei handelt es sich um den größten buddhistischen Tempel Malaysias. Er erstreckt sich über zahlreiche Ebenen. Es gibt Bänke im Grünen, kleine und große Tempelhallen und vor allem eine riesige Statue, die über dem ganzen Gelände thront.
Gemischte Gefühle was den Ort angeht. Einerseits wirklich faszinierend und beeindruckend. Alleine schon die Größe. Andererseits aber auch sehr künstlich. Kein einziger Mönch zu sehen, dafür viele Souvenir-, Ramsch- und Devotionalienstände. Und eine Menge nicht sehr feinfühlige Touristen.
Zum Abschluss unseres Aufenthaltes haben wir uns noch eine ordentliche Portion Strand gegönnt. Und dabei noch ein richtig tolles Zufallserlebnis gehabt: Eben noch saßen wir in einer Strandbar und haben bei einem Bier langsam das Urlaubsgefühl in uns sesshaft werden lassen. Und im nächsten Moment haben wir eine Schlange um den Hals. Genau vor unserer Nase platzierte sich eine Art Straßenkünstler. Der Besitzer der Bar rief uns näher, wir sollen uns die Snake-Show nicht entgehen lassen. Und er hatte recht. Erst zog der Schlangenmann eine wunderschöne, schwarz gelbe und harmlose Schlange aus seinem Korb. Etwas scheu waren wir schon, aber zum Glück haben wir uns doch noch getraut, sie um den Hals zu nehmen – so eine Chance darf man einfach nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Danach kam aber noch ein weiters Highlight: als nächsten warnte uns der Mann, ein paar Schritte zurück zu treten. Nahm eine Flöte und wie im Film stieg eine Kobra aus dem nächsten Korb. Wirklich ein tolles Erlebnis, und so unverhofft.
Essen Schlemmen wie die Locals!
Wenn wir ein Fazit ziehen müssten (warum eigentlich?) und es nach so einer kurzen Zeit überhaupt möglich ist, dann würde es wohl positiv gemischt ausfallen. Penang hat unsere Erwartungen erfüllt, was den Asien-Faktor angeht. So nenne ich das jetzt Mal. Wir haben viel gesehen, probiert, gelernt – und auch gelassen. Unser Homestay war auf jeden Fall definitv eine eigene Erfahrung. Während ich diesen Artikel begonnen habe, bereitet eine etwa zehnköpfige indische Familie ein paar Meter weiter gerade ihr Mittagessen zu. Die zwei kleinsten Jungs laufen immer weg, wenn sie mich sehen, strahlen dabei aber übers ganze Gesicht. Das Oberhaupt der Familie begrüßt uns sogar mit einem deutschen „Guten Morgen! Wie geht es?“ und wir bekommen Litschies en Masse aus dem heimischen Garten geschenkt.
Neben dem Tempel bin ich vor allem froh über den Viva Local Food Haven. Bei uns hieße es wahrscheinlich Foodcourt, hier nennen sie es Hawker Center oder so. Viele, viele kleine Stände unter einem Dach. Es gibt alles, von koreanischen Suppen, ganzen Fischen am Spieß, gebratene Nudeln bis zu indischen Samosas. Mit am schönsten ist eigentlich, dass hier kaum Touristen sind. Der Ort vibriert richtig. So voll Leben ist er. Alle kommen her. Man trifft sich. Jeder findet was leckeres. Geile Atmosphäre, ich kann es nicht anders sagen. Dass es dazu noch unglaublich lecker und unglaublich günstig ist, setzt dem ganzen dann noch die Krone auf.
Asienkenner, Alte Hasen und Profis des Reisens werden bei diesen Worten wahrscheinlich ein gutmütiges Lächeln auf den Lippen haben. Ist halt normal hier. Für uns aber noch neu. Deswegen die Freude. Ich wünschte, dieses Konzept ließe sich bei uns auch etablieren. Aber da hat wahrscheinlich allen voran das Hygieneamt was dagegen. Aber das Auswärts-Essen wird hier auch einfach anders wahrgenommen. Viel normaler, weniger Brimborium. Alltag, eben. Asiatischer Alltag.
Nach einer Woche hier fällt der Abschied schon ein wenig schwer. Gerade haben wir uns ein wenig an alles gewöhnt, uns zurecht gefunden und die ersten indonesischen Worte kommen immer lockerer von den Lippen. Aber ich bin mir sicher, auch Kuala Lumpur wird uns gefallen. Und das nächste Hawker Center, das unsere Herzen und Bäuche vor Freude hüpfen lässt, wird sich auch finden! Und es wird wohl einfach bald Zeit, ein bisschen reise-sesshafter zu werden. Länger an einem Ort zu bleiben. Höre ich da Bali rufen?