Vorsprung Freudensprung
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Was ein Glück!

Ich muss das jetzt mal loswerden: es ist einfach geil, dass eine Reise wie THE | trip für uns möglich ist! Heute ist mir mal wieder bewusst geworden, was für ein Luxus das Ganze eigentlich ist. Wobei, Luxus ist irgendwie der falsche Begriff. Denn beim Zustandekommen dieser Reise spielen verschiedenste Komponenten eine Rolle.


Danke, Deutschland!

Wir leben hier in Deutschland ohne Existenzängste. Wir können es uns leisten, darüber nachzudenken, mal für vier Monate weg zu sein. Wie viele Menschen auf dieser Welt können nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden, von ihrem Wohn- und/oder Heimatort wegzugehen? Wir haben keine Äcker zu bestellen, müssen keine Banden für unsere Sicherheit bezahlen. Aber auch im Verhältnis zu vielen Deutschen geht es uns gut. Und das wissen wir. Auch sehr zu schätzen.

Mit dem deutschen Pass hat man momentan die Möglichkeit, in 145 Länder zu reisen. Ohne Visa. Ohne Formalitäten. Ohne Probleme. Was für ein Luxus ist das eigentlich? Danke dafür, liebes Schicksal. So oft ich auch auf dieses Land und seine Menschen fluche. Unten auf der Liste stehen Länder, mit deren Pass man nur in 28 Länder reisen kann. Was für eine Freiheit bekommen wir durch dieses Stück Papier.

Aber da sind wir auch schon beim nächsten Punkt:

Wir wollen uns das Reisen leisten. Wir wollen es uns gönnen. Wir wollen uns diesen Luxus erlauben. Wenn man mit den Menschen spricht, dann hört man so oft „Au ja, so ein paar Monate weg, das würde ich auch gerne mal machen.“ – „Einen VW-Bus? Ja, so was hätte ich auch gern!“ Ja verdammt, warum macht ihr es dann nicht? Warum kauft ihr euch dann nicht einfach einen Bus? Warum fliegt ihr nicht los? Oder fahrt? Mit eurem Bus?

Klar, das Geld.

Da schwimmen wir aber auch nicht drin. Wir haben uns entschieden, das wir die Welt sehen wollen. Und dafür bringen wir gerne Opfer. Wenn man das denn „Opfer“ nennen kann. Wir kaufen uns eben nicht die 44ste Hose, damit der Schrank noch voller wird. Wir mögen Technik, aber solange unser Fernseher funktioniert, kommt kein neuer ins Haus. Wir lieben es, gut Essen zu gehen oder mal ins Kino. Aber alle diese Dinge kann man einschränken. Sich im wahrsten Sinne des Wortes sparen.

Wir rechnen mittlerweile oft und gerne in „Asien-Essen“. Ins Kino? Ne, für das Geld können wir in Asien bequem drei Tage reisen. Wir haben uns entschieden, unseren Alltag zu verlassen. Was neues zu sehen. Das steht oben auf unserer Prioritätenliste. Und es muss nicht bedeuten, dass man bei Brot und Wasser in einer kalten Wohnung auf einer ekligen Matrazte schläft. Man kann kürzertreten, ohne zu kurz zu kommen.

Konsum mal anders

Mittlerweile muss ich fast lachen, wenn ich in München durch die Kaufingerstraße laufe. So viele Gesichter, die mir erzählen „Wenn ich da drüben jetzt bei H&M dieses graue T-Shirt kaufe, dann bin ich glücklich. Dann ist mein Leben besser.“ Ich bin so froh, dass ich aus diesem Karussel ausgestiegen bin.

Wer mich kennt, wird jetzt lachen und sagen: du gibst doch immer noch genug Geld für Outdoor-Zeug aus. Stimmt. Ich habe ja auch nicht gesagt, dass ich aufgehört habe, zu konsumieren. Aber ich kaufe bewusster. Keine Blindkäufe mehr. Bevor ich kaufe, denke ich lange nach. Wenn es nach ein paar Tagen oder auch Wochen immer noch eine gute Idee zu sein scheint, das Ding zu kaufen, tue ich es.

Was willst du?

Kauf ruhig weiter. Aber dann beschwer dich nicht. In den seltensten Fällen hat dich jemand dazu gezwungen, so zu leben, wie du es gerade tust. Wenn du Bundesbürger bist, dann musst du eigentlich keine Angst haben. Dein Land fängt dich auf.

Hör doch mal rein in dich. Wenn du keine Verpflichtungen hättest und die keine Sorgen um das liebe Geld machen müsstest – womit würdest du deine Tage füllen?

Für mich ist diese Reise erst der Anfang. Ich will gar nicht erst wieder einsteigen in dieses Karussel. Ich will nicht für eine Wohnung arbeiten, in der ich nie sein kann, weil die Miete so hoch ist, dass ich die ganze Zeit arbeiten muss. Ich will keinen Job haben, von dem ich mich von Feierabend zu Feierabend und von Wochenende zu Wochenende hungere. Ich will nicht 20 Tage im Jahr in den Urlaub fahren. So wie es die Deutschen durchschnittlich tun. Und damit Weltmeister sind. Ich will mein Glück nicht von Gegenständen abhängig machen.

Abkürzender Umweg zum Glück

Ich habe keine Lust auf „Das macht man aber so.“ Dann soll man das eben machen. Mein Leben hat mich schon durch zuviel durchgeschickt. Ich habe begriffen, dass ich mir meine Ziele, Wünsche und Träume nicht von außen diktieren lassen möchte. Kein sollte. Kein hätte. Kein würde. Ich will machen. Und so leben, dass ich Lust drauf habe.

So mancher ehemaliger Vorstandsvorsitzende, Konzernchef oder Manager verbreitet genau dieselbe Botschaft. Lebt nach ähnlichen Maßstäben. Grund für diese Kehrtwenden war oft eine Art Tiefpunkt, ob Burnout oder ein anderer Schicksalsschlag. Gut, das Thema habe ich nun mal schon abgehakt. Ich kann die nächsten zwanzig Jahre blindes Schuften überspringen und gleich losleben.

Und wenn du jetzt besserwisserisch schmunzelst und sagst: „Na, du hast gut reden. Lass uns in fünf Jahren nochmal sprechen.“ dann gehörst du leider zu der Sorte von Mensch, vor der man von erfolgreichen Digitalen Nomaden, Langzeitreisenden und anderen Aussteigern immer gewarnt wird. Denn es gibt mehr Menschen als man denkt auf dieser Welt, die einfach ihr Ding machen. Und dabei verdammt glücklich sind.

Ich sage nicht, dass mein Weg der richtige für jeden ist. Und ich werde einen Teufel tun, meine Meinungen irgendwem aufzudrücken. Mach dein Ding, ich mach meins. Hauptsache, dir geht es gut dabei.